London - Die Europäische Zentralbank (EZB) ist einem
Pressebericht zufolge darüber besorgt, dass die Euro-Stärke die
Wirtschaftserholung im Euroraum verhindern könnte. "Wir haben seit
einiger Zeit vor ökonomischen Ungleichgewichten in anderen Regionen
gewarnt, die ein Risiko für das Wachstum darstellen", zitiert die
"Financial Times" (FT) in ihrer Montagausgabe einen namentlich nicht
genannten Repräsentanten der EZB, der damit offensichtlich auf das
US-Doppeldefizit anspielt. "Diese Risiken materialisieren sich nun."
Die Notenbank sei über die Entwicklung nicht überrascht, aber der
Dollarverfall sei in jüngster Zeit sehr stark gewesen.
Unterschiedliche Auffassungen
Unterdessen berichtet das "Handelsblatt", dass eine Reihe von
führenden Investmentbanken davon ausgeht, dass die EZB im nächsten
Jahr die Rolle des zinspolitischen Schrittmachers übernehmen wird und
noch vor der US-Notenbank die Zinsen erhöht.
Anhand einer Umfrage stellt die Zeitung eine Diskrepanz zwischen
den Erwartungen internationaler Institute und deutschen Volkswirten
fest. Letztere sähen die US-Notenbank nach wie vor als
geldpolitischen Impulsgeber an. Der Unterschied in der Beurteilung
beruhe auf einer gegenläufigen Interpretation der Fed-Aussage, den
Leitzins noch eine "beträchtliche Zeit" niedrig zu halten, schreibt
die Zeitung.
Fed-Aussagen unterschiedlich interpretiert
Während wichtige Investmentbanken davon ausgingen, dass die Fed
den Leitzins bis Ende 2004 nicht verändern wird, habe beispielsweise
Klaus Holschuh, Leiter Volkswirtschaft und Research der DZ Bank,
gesagt: "Eine Notenbank erklärt immer, ihr Leitzins sei angemessen -
bis sie ihn ändert." Holschuh sei überzeugt, dass Fed-Chairman Alan
Greenspan wegen des kräftigen US-Wachstums und steigender
Inflationsraten schon im ersten Quartal 2004 eine erste Zinserhöhung
bekannt geben wird. (APA)