Auch zwei Jahre danach will Weis, inzwischen Pensionist, dennoch nicht laut über seine Nachfolgerin herziehen. Nur: "Sicher kann man im Management einiges verbessern, aber das sind graduelle, keine substanziellen Gründe für diese Misere. Der substanzielle Grund liegt ganz offenkundig im Missbrauch des ORF durch die Regierung."
"Diskussionsverweigerung"
Rückläufige Seherzahlen der "ZiB" führt Weis vor allem auf "Diskussionsverweigerung" zurück: "Diese Bundesregierung hat kein Interesse an Diskurs und Auseinandersetzung. Da beherrscht man lieber die Medienszene mit den eigenen Aussagen und weicht Diskussionen aus."
Als Beispiel nennt Weis "ZiB 2"-Interviews mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel: "Da gibt es keine Auseinandersetzung und kein Nachfragen, sondern eine Verkündigung. Wenn man jetzt also sagt, der einst kritische ORF-Journalismus ist zu einem Verkündigungsjournalismus verkommen, dann hat das insoweit seine Berechtigung, als Verkündigungsjournalismus ganz offenkundig das Ziel derer ist, die jetzt in der Politik das Sagen haben. Damit wird das Ganze fad und verliert jenen Pfeffer, von dem kritische Information lebt."
"Unscharfes" Programmprofil
Wenig kritischer Journalismus wurde freilich schon dem ORF unter Weis und seinem Vorgänger Gerhard Zeiler vorgeworfen, wenngleich nicht in der Heftigkeit wie unter seiner Nachfolgerin. FP-Klubchef Peter Westenthaler konnte sich etwa live über Telefon in "Betrifft" einschalten. "Kärnten heute" spielte ein vom Pressesprecher produziertes Interview mit Jörg Haider. Unter Zeiler verschwanden kanzlerkritische Sekunden aus einem "ZiB"-Beitrag.