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Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin

Foto: Reuters/WIEGMANN
Standard: In Österreich gibt es insbesondere von Vertretern der SPÖ und der Grünen sowie von Umweltverbänden die Forderung, nach deutschem Vorbild auch ein Dosenpfand einzuführen. Welche Fehler, die in Deutschland gemacht wurden, sollte man vermeiden?

Trittin: Das Dosenpfand wirkt genau so, wie es laut Gesetz wirken soll: Die Quote der Mehrweggebinde geht wieder nach oben. Im Dezember 2002 wurden nur 50 Prozent der Getränke in Mehrwegverpackungen verkauft, jetzt liegen wir deutlich über 60 Prozent. Nebenbei wurden in den mittelständischen Brauereien, Abfüllanlagen und im Getränkehandel Arbeitsplätze gesichert. Einweg hat die Großkonzerne jahrelang begünstigt.

Standard: In Deutschland gibt es jetzt drei verschiedene Pfandsysteme. Für den Verbraucher ist es schwierig, noch den Überblick zu bewahren. Gibt es Gespräche über Ver^einfachungen?

Trittin: Das Pfandsystem ist überall dasselbe: Wenn Sie ein Getränk im Einwegbehälter kaufen, zahlen Sie 25 Cent Pfand. Das Geld kriegen Sie zurück, wenn Sie die Flasche oder Dose dorthin zurückbringen, wo Einweg verkauft wird. Dass nicht ein, sondern mehrere Unternehmen nach dieser Regel Pfandgeld erheben und erstatten, spielt für den Kunden keine Rolle, solange die Pfandbetriebe untereinander kooperieren und sich gegenseitig anerkennen.

Standard: Aber wie geht es da dem Verbraucher Jürgen Trittin?

Trittin: Wenn ich zu meinem Kiosk um die Ecke, in den Supermarkt oder in den Bioladen gehe, dann habe ich keine Probleme mit dem Pfand. Die Leute, die ich kenne, haben auch keine Probleme. Die Probleme scheinen in der Fantasie einiger Handelsfunktionäre zu bestehen. Man unterschätzt die Intelligenz des Kunden beim Dosenpfand.

Standard: Die EU-Kommission hat ein Verfahren eingeleitet, weil sie die ausländischen Getränkehersteller benachteiligt sieht. Sie hat Ende Oktober eine Frist von zwei Monaten für eine Reaktion gesetzt. Wie sieht Ihre Reaktion aus?

Trittin: Wir werden in einer ausführlichen Stellungnahme darlegen, dass der Standpunkt der Kommission rechtlich nicht haltbar ist und an der Realität vorbeigeht. Wir haben seit der Einführung des Pfandes erhöhte Importquoten - beispielsweise bei nicht deutschem Mineralwasser. Und Aldi steigt dank Dosenpfand von deutschem Bier auf belgisches Bier um, weil das in Plastikflaschen abgefüllt wird. Das mag geschmacklich angreifbar sein. Aber wo ist da ein Handelshemmnis?