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Rund 28.000 Tote sind nach dem Erdbeben im Iran geborgen worden

foto: REUTERS/Morteza Nikoubazl
Nach dem verheerenden Erdbeben im Südosten Irans sind aus den Trümmern der Stadt Bam und der umliegenden Dörfer bis Dienstag bereits 28.000 Tote geborgen worden. Die meisten Rettungsteams gaben die Suche nach Überlebenden inzwischen auf und konzentrierten sich auf die Versorgung der Überlebenden, wie UN-Koordinator Ted Peran mitteilte. Dem entsprechend wurden die Lieferungen von Hilfsgütern verstärkt. Nach Angaben von Präsident Mohammed Chatami sind etwa 40.000 Menschen getötet worden. Diese Zahl nannte der Staatschef am Dienstag in Kerman.

Mindestens 12.000 Verletzte

"Es gibt immer noch Hoffnung, weitere Überlebende zu finden, aber das Zeitfenster schließt sich jetzt sehr schnell", sagte Peran. Experten zufolge liegt die Überlebensspanne von Verschütteten in der Regel bei 72 Stunden, mitunter wurden Menschen aber auch wesentlich später gerettet. Am Montag wurde in Bam nur noch ein zwölfjähriges Mädchen lebend geborgen. Da viele der traditionellen Lehmhäuser bei dem Erdbeben völlig zerfielen, bestand von Anfang an wenig Hoffnung, dass in den Trümmern genügend Hohlräume zum Atmen blieben. Die Zahl der Verletzten gab das iranische Gesundheitsministerium am Dienstag mit mindestens 12.000 an.

Hilfslieferungen verstärkt

Peran zufolge waren in den ersten Tagen nach dem Beben rund 1.700 Helfer aus 30 Ländern in Bam zusammen gekommen. Bis Dienstag sank die Zahl bereits auf etwa 1.500, nachdem sieben Rettungsteams abgereist waren. Das Moskauer Ministerium für Notfälle erklärte, auch die 150 russischen Rettungskräfte würden noch am Laufe des Tages abgezogen. Schon am Mittwoch werde jedoch ein Flugzeug mit neuen Hilfsgütern ins Katastrophengebiet entsandt.

Österreichische Rettungsteam kehrt heim

Die österreichischen Rettungsteams vom Roten Kreuz (ÖRK), der Internationalen Suchhundebrigade, der Bergrettung und des Vorarlberg Rescue Teams bereiteten am Vormittag ebenfalls ihre Rückkehr vor. Sie wurden am späten Nachmittag in Wien-Schwechat erwartet. Im Gegenzug sollte ein fünfköpfiges Team des Roten Kreuzes um 17.00 Uhr in die Krisenregion aufbrechen und sich dort vor allem um die Trinkwasseraufbereitung kümmern.

Das Bundesheer-Kontingent der AFDRU/Iran (Austrian Forces Desaster Relief Unit) wurde von der UNO und vom Iran gebeten, die Suche noch für einige Tage fortzusetzen. Erste Teile des Kontingents wurden für Freitag zurück erwartet.

Auch die USA verstärkten ungeachtet der politischen Differenzen mit Iran ihre humanitäre Hilfe. Ein US-Militärflugzeug landete am Dienstagmorgen in Kerman, gegen Mittag trafen die 80 Helfer mit medizinischen Versorgungsgütern im 200 Kilometer entfernten Bam ein. Die Vereinigten Staaten gehörten neben den Nachbarländern am Golf zu den großzügigsten Helfern, erklärte der Sprecher der Provinzregierung, Asadollah Iranmanesch. US-Außenminister Colin Powell äußerte am Dienstag Hoffnung auf eine Verbesserung der Beziehungen zu Teheran.

Golf-Kooperationsrat sagt 400 Millionen Dollar zu

Die sechs Staaten des Golf-Kooperationsrats (GCC) sagten Iran Finanzhilfen im Gesamtwert von umgerechnet 320 Millionen Euro zu. Damit solle die fast völlig zerstörte Stadt Bam wiederaufgebaut werden, erklärten die Wirtschafts- und Finanzminister von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, Katar, Bahrain und Oman bei einem Treffen in Riad. Der geistliche Führer Irans, Ayatollah Ali Chamenei, versprach für den Wiederaufbau eine Soforthilfe von einer Milliarde Rial (etwa 100.000 Euro).

Auch in Neu-Delhi startete am Dienstag ein Flugzeug mit Zelten, Decken und medizinischen Versorgungsgütern für die Erdbebenopfer. Pakistan erlaubte der indischen Maschine eigens den Überflug über sein Territorium, damit sie auf dem schnellsten Wege nach Iran gelangen konnte. Es war das erste Mal seit zwei Jahren, das ein indisches Flugzeug den pakistanischen Luftraum nutzen durfte. Die beiden Staaten wollen die seit Dezember 2001 bestehenden Beschränkungen im bilateralen Flugverkehr zum 1. Jänner allerdings aufheben. (APA/AP/dpa)