Serie von 69 Anschlägen
Die Briefbombe gegen Eurojust, die EU-Zentrale für grenzüberschreitende Verbrechensbekämpfung, war nur die letzte einer Serie von 69 Anschlägen, deren Urheber die italienische Polizei seit über zwei Jahren vergeblich auszuforschen versucht. Sie richteten sich gegen so unterschiedliche Ziele wie Polizeistationen und Tankstellen, Fernseh- und Zeitungsredaktionen, die Ämter der Region Sardinien oder Büros der spanischen Fluglinie Iberia.
Anarchistische Szene
Die Gruppen, die sich dazu bekannten, tragen Namen wie "Internationale Solidarität" oder "Brigade 20. Juni" und werden der anarchistischen Szene zugerechnet. "Wir kennen rund 250 Sympathisanten, wir haben zahlreiche Telefongespräche abgehört, wir verfügen über eine Menge Fahndungsunterlagen. Was uns fehlt, ist der schlüssige Beweis", gesteht Innenminister Giuseppe Pisanu. "Wir müssen sie auf frischer Tat ertappen. Das ist schwierig, denn Anarchisten agieren nie in organisierten Gruppen."
Staatsanwalt will nicht von "Terrororganisation" sprechen
Der Staatsanwalt von Bologna, Enrico Di Nicola, will nicht von einer "Terrororganisation" sprechen. "Wir dürfen nicht den Fehler begehen, sie mit den Roten Brigaden gleichzusetzen. Ihre Anschläge wollen nicht töten, sondern haben demonstrativen Charakter. Die Anhänger der Szene sind gegen den Staat, gegen den Kapitalismus, gegen die Nato. Aber sie verabscheuen den Marxismus", so De Nicola. "Es gibt hier in Bologna mehrere solcher Zellen. Das ist für Fahnder ein äußerst schwieriges Puzzle, weil sie individuell agieren. Ich müsste jeden Einzelnen rund um die Uhr beschatten lassen. Dafür fehlen mir die Leute."
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