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Nicht vor 2010 wird die Mobiltelefonie der 3. Generation, UMTS, profitabel, meinen die Autoren der Studie "Mobilfunk - Über Kooperation und Mehrwert zum Erfolg" von der Deutsche Bank Research (DBR) . Und dann nur in Kombination mit der Funktechnologie WLAN.

Hohe UMTS-Lizenzkosten

Denn die Probleme in der Mobiltelefonie, ausgelöst durch die hohen UMTS-Lizenzkosten von europaweit 140 Mrd. Euro, werden auch 2004 nicht weniger, meinen die Studienautoren: Weiterhin hohe Investitionskosten und massiv gesunkene Aktienkurse belasten das Rating und damit die Refinanzierung der drückend verschuldeten Telekom-Unternehmen. Laut Boston Consulting ist der Schuldenstand großer europäischer Telekomkonzerne heuer zurückgegangen, jedoch weiterhin exorbitant hoch: Deutsche Telekom lag Mitte 2003 bei 53 Mrd. Euro; France Telecom bei 50 Mrd; Telekom Italia bei 37,4 Mrd.

Billige Alternative

Zu den technischen Problemen bei der UMTS-Einführung kommt, dass die Funktechnologie WLAN von gar nicht so wenigen UMTS-Kritikern bereits als billige Alternative gepriesen wird. Dies sei vorschnell geurteilt, meinen die DBR-Experten, aber die Fakten - die auch einige Telekomkonzerne bewogen hat, WLAN-Betreiber ins Boot zu nehmen - bleiben:

Die WLAN-Funknetze zielten ursprünglich eher auf den stationären Nutzer ab, der sich bis zu 300 Meter in der Nähe einer Basisstation aufzuhalten hat (siehe Grafik). Dort allerdings kommt er in den Genuss wesentlich höherer Bandbreiten als UMTS. Allerdings ist ein Soft-Handover, also ein Wechsel zwischen WLan-Hotspots, bislang technisch nicht umgesetzt, wird allerdings im Laufe von 2004 erwartet.

Keine großflächige Versorgung

Die Studienautoren erwarten nicht, dass WLan-Hotspots eine großflächige Versorgung gewährleisten - allerdings werden sie schnelle mobile Datendienste dort zur Verfügung stellen, wo die zahlungskräftigen Kunden solche Dienste auch besonders nachfragen: Flughäfen, Hotels, Bürohäuser, Einkaufszentren.

Lizenz- und kostenfrei

Was noch für WLAN spricht: Aufgrund internationaler Beschlüsse können WLAN-Frequenzen lizenz- und kostenfrei betrieben werden. Der Aufbau eines WLAN-Zugangs ist äußerst preisgünstig einzurichten und um weniger als 2000 Euro machbar. Dies kann allerdings auch zum Nachteil gereichen: Der Wildwuchs an WLAN-Netzen kann zur gegenseitigen Störung führen; auch andere Anwendungen wie Bluetooth funken über die gleiche Wellenlänge. Hier dürfte aber ein neuer Standard 2004 Abhilfe schaffen. Weniger weit ist man bei den mangelnden Sicherheitsstandards von WLANs.

Als Ziel, so DBR, sollte ein Technologie-Mix herauskommen, bei dem die verwendete Funktechnologie den Nutzer nicht mehr zu interessieren hat. (ruz/DER STANDARD, Printausgabe vom 31.12.2003)