Wien/Salzburg/Eisenstadt/Klagenfurt - Ein paar Grad weniger wären besser gewesen. Dann hätten sich das Nass, das zu Jahreswechsel reichlich vom Himmel kam, in feste Flocken verwandelt. Und hätte vor den Punschständen der Nation Punschdurst steigernde Schneeverwehungen produziert. Statt Matsch, in dem mancher Böller ersoff.

So aber hielt sich das Wetter zu Silvester und Neujahr in den flachen Regionen Österreichs an die per market-Umfrage ermittelten Erwartungen der Bevölkerung für 2004: Zwei Drittel - sprich: 64 Prozent - der Bewohner vermuten, dass Umweltthemen mehr Bedeutung erlangen werden; schon in den ersten Stunden des Jahres waren in und rund um die feucht-klammen Liegestühle der Beach-Party am Wiener Silvesterpfad auf der Freyung Nässe und Kälte Thema Nummer eins.

Die, die trotzdem auf den Putz hauten - beim Wiener Silvesterpfad an die 450.000 Menschen -, putzten sich oben herum gegen die klamme Kälte mit den unterschiedlichsten Kopfbedeckungen heraus: rosarote Schweinchenmützen, lila Plüschkappen mit baumelnden Stoffbeinen, Masken mit gestricktem Kopfaufsätzen. Ein buntes Bild wie aus dem Fasching, auch in den gesteckt vollen Shuttlebussen hinauf auf den Wiener Coblenz, der für den Autoverkehr gesperrt war.

Dort warteten bibbernde Volksmassen schon auf die Fahrt zurück - zu Spitzenzeiten bis zu einer halben Stunde. "Die Busse hätten nicht alle zehn, sondern praktisch jede Minute fahren müssen", berichtet ein Silvesterpfadfinder. In den frühen Morgenstunden kam es mit einem Shuttlebus zu einem folgenschweren Unfall (siehe Artikel unten).

Freude für Feuerwehr

Je fester es regnete, umso weniger festlich war Silvester auch sonst in Österreich. In der Stadt Salzburg versperrte darüber hinaus Nebel den Blick auf das traditionelle Feuerwerk auf der Festung. In Eisenstadt kamen mit 4000 Menschen nur halb so viele Besucher wie vergangenes Mal zum Open-Air-Silvester: Eine Freude nur für die Feuerwehr, die in Eisenstadt wie im ganzen Land im Vergleich zum Vorjahr zu um die Hälfte weniger Bränden nach Kracher- und Böller-Missbräuchen ausrücken musste.

In Spittal an der Drau in Kärnten schaffte es ein Feuerwerkskörper der Klasse 2, vulgo Silvesterrakete, dennoch bis in ein Wohnhaus hinein. Die Rakete durchschlug die doppelte Servoverglasung und die Innenjalousie der Toilette und ging vor einer Tür in die Luft. Sie war, anstatt himmelwärts, irrtümlich in Richtung Haus abgefeuert worden.

Kärnten war zudem in einer weiteren Silvesterdisziplin - dem Run auf das Neujahrsbaby - nicht zu übertreffen, wenn auch ex aequo mit Oberösterreich. Zehn Sekunden war das neue Jahr gerade alt, da schöpfte im Landeskrankenhaus Wolfsberg Hannah, erstes Kind der 30-jährigen Manuela Traußnig aus Wolfsberg, zum ersten Mal Atem. Gleichzeitig brüllte in der Linzer Landesfrauenklinik Jakob Johannes, Sohn von Sandra Breit (28) aus Pucking (Bezirk Linz-Land) drauflos.

Freude für Kärnten Und auch einen neuen Euromillionär kann das südlichste Bundesland zu Jahresanfang zu seinen Einwohnern zählen. Einen von drei, weil der zu Silvester ausgespielte Lottodoppeljackpot von einem Kärntner und zwei Wienern geknackt wurde. Die sechs Richtigen: 6, 7, 10, 14, 20 und 38. Die Gewinnsumme: 1,3 Millionen Euro. Pro Kopf. (Irene Brickner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.1.2004)