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Das europäische Flugzeugkonsortium Airbus hat volle Auftragsbücher, im Bild ein Flugzeugrumpf für eine A 380. Kopfzerbrechen bereitet nun der anhaltend schwache Dollar.

EPA/Carmen Jaspersen
Paris - In die Luftfahrtindustrie kommt wieder Bewegung. Nach der Tourismus- und Reiseflaute im Zuge des 11. September 2001 wittern die zwei Erzrivalen Boeing (USA) und Airbus (Frankreich-Deutschland-England-Spanien) wieder Morgenluft.

Seit Monaten ziehen die Aktienkurse beider Unternehmen an. Die skandal- und krisengeschüttelte Boeing legte seit Jahresbeginn immerhin 20 Prozent zu; die private "European Aeronautic Defence and Space Company" (EADS), 80-Prozent-Eignerin des Airbus-Konsortiums, verdoppelte ihren Börsenwert sogar.

Sparprogramm

Airbus-Präsident Noël Forgeard geht für heuer wieder von einer steigenden Auslieferung von Passagierflugzeugen aus: Nach 580 Maschinen im Vorjahr und 2002 schätzt er den totalen Rollout auf 620 bis 650 zivile Großraumflugzeuge. Wie schon im Vorjahr dürfte Airbus dabei leicht die Nase vorn haben. Auch die letzte größere Bestellung geht an Airbus: Die australische Jetstar, eine Billigtochter von Qantas, kauft zwanzig A-320 und hat eine Option auf weitere vierzig.

Von allein kommt dieser Vorsprung nicht. Airbus zieht derzeit ein rigoroses Sparprogramm durch, das bis 2006 gut 1,5 Mrd. Euro einsparen helfen soll; insbesondere wird die Produktionszeit der Verkaufsschlager A-320, 330 und 340 um zwei Monate gesenkt. In der Vorwoche lag der Aktienkurs von EADS fast wieder bei 20 Euro, also in der Nähe der 25 Euro, die der Titel vor den Attentaten auf die New Yorker Twin Towers wert gewesen war. Nicht schlecht für eine Aktie, die im vergangenen Frühling zu sieben Euro gehandelt worden war.

In dieser Woche ist der Aktienkurs von EADS auf knapp 18 Euro gefallen. Der Grund ist nicht etwa die medienwirksame Ankündigung des neuen Boeing-Typs 7E7, der als amerikanische Antwort auf den absehbaren Erfolg des Airbus-Riesenvogels A-380 gilt. Die Ursache ist eher die Schwäche des Dollar, das heißt der Währung, in der internationale Flugzeuggeschäfte abgewickelt werden. Nach Meinung von Analysten ist die Talfahrt der US-Währung daran schuld, dass EADS nach der diesjährigen Börsenhausse wieder täglich Rückschläge aneinander reiht.

"Radikale Maßnahmen"

Airbus-Copräsident Philippe Camus räumte ein, das europäische Unternehmen werde zu "radikalen" Maßnahmen gezwungen sein, falls der Euro zwischen 1,30 und 1,35 Dollar zu liegen komme. Um den Währungsschwankungen zuvorzukommen, wollen der Franzose Camus und sein deutscher Kollege Rainer Hertrich insbesondere die Eröffnung von Airbus-Werkstätten in den USA vorantreiben - also sozusagen im Feindesland.

Der Zeitpunkt ist günstig: Eine der Boeing-Affären dreht sich um Mauscheleien mit dem Pentagon, das dem US-Konzern Militäraufträge zugeschanzt haben soll, obwohl Airbus billiger anbot. US-Niederlassungen der EADS - nebenbei auch einer der größten Rüstungshersteller der Welt - hätten bessere Chancen, zu den begehrten Aufträgen des US-Verteidigungsministeriums zu kommen.

Optimal werden sie allerdings nie sein: Im militärischen wie im zivilen Bereich dominiert das Blockdenken in Europa und den USA. Airbus spannt derzeit die EU ein, um Staatssubventionen für das neue Boeing-Kind 7E7 anzufechten. Mit ein Zeichen, wie hart in der Luftfahrtsindustrie gefochten wird - und wie eng ihre Margen bleiben. (DER STANDARD Printausgabe, 07.01.2004, Stefan Brändle)