Wien – Wie kann man es den Wiener und Wienerinnen recht machen bei der Schneeräumung? "Man kann es ihnen überhaupt nicht recht machen", seufzt Franz Bischof, Leiter der Straßenreinigung im Winterdienst (MA 48). An der Zahl der Schneeschaufeln und Pflüge kann es nicht liegen, davon hat die 48er genug. Räumt man aber die Straßen frei, wird gejammert, dass die Parkplätze zu Schneebergen werden. Schaufelt man Parkspuren frei, muss natürlich der Schnee auf der Straße landen, auch das passt niemandem. Und erst die Gehsteige – "wir werden für alles verantwortlich gemacht", weiß Bischof. Dabei sind die in Orange gewandeten Schneeschaufler der 48er nur zuständig, die Wiener Straßen freizuhalten, nicht aber Autobahnen und Gehsteige. In Wien wurde bereits vor Monaten das Salzstreuverbot aufgehoben, bis dato wurden "Hunderte Tonnen Salz und Hunderte Tonnen Streusplit" verteilt, sagt Bischof.
Aber was nutzt das alles, wenn "sich die Städter nicht auf die winterlichen Verhältnisse einstellen". In Boston oder New York, bemüht der oberste Schneeräumer internationale Vergleiche, würde das öffentliche Leben bei viel Schnee ein paar Tage erlahmen, bei uns erwarten alle – mit Sommerreifen an den Autos – dass alles wie immer funktioniert. Überhaupt Sommerreifen, "das ist eine Katastrophe", wundert sich Bischof über Stadtmenschen, "die sollten tunlichst stehen bleiben". Rund ein Drittel der Wiener und Wienerinnen fährt mit Sommerreifen, schätzt er. Vier Mitarbeiter nehmen derzeit Wünsche, Anregungen, Beschwerden am Schneetelefon entgegen. Am gestrigen Mittwoch hatten sich bis Mittag bereits rund 100 Anrufer gemeldet. (aw/DER STANDARD, Printausgabe, 8.1.2004)