Soulstar Billy Paul stand wie viele seiner Genrekollegen in den Siebzigern am Zenit seiner Karriere.

Foto: Porgy & Bess
Weil Österreich für US-amerikanische Soulstars scheinbar denselben geografischen Stellenwert wie Afghanistan genießt, darf in Anbetracht des am Samstag im Porgy & Bess Gebotenen getrost Sensation gerufen werden.

Die Veranstalter des Soulclubs Believers präsentieren eine exquisite Abordnung aus der Soulcity Philadelphia. Als Zugpferd des Konzertreigens mit erlauchtem DJ-Rahmenprogramm dient Billy Paul, der wie viele seiner Genrekollegen in den Siebzigerjahren am Zenit seiner Karriere stand.

Zwar stellte der gelernte Jazzer einst im Blaxploitation-Soundgewand die selbstbewusste Frage "Am I black enough for you?" und landete damit einen seiner bekanntesten Hits, doch es sind die Balladen, die sein Werk bestimmen. "Me and Mrs. Jones" hievte ihn an die Spitze der Billboardcharts bzw. in die Ewigen-Playlist der Hausfrauenradios. Außerdem verwendete er wie kaum ein anderer seiner Zunft weißes Songmaterial von Elton John bis Paul Simon.

Eröffnet wird der beseelte Abend von Dexter Wansel. Ursprünglich als Arrangeur und Produzent tätig, zeigte er der Soulmusik relativ früh den Synthesizer und arbeitete mit allem, was Rang und Namen hat. Die Lady im Bunde ist Jean Carne, die als heimliches Highlight des Abends gehandelt wird und aufgrund eines aktuellen Nummer-eins-Hits in den britischen Soulcharts einen zweiten Frühling erlebt.

Großartige Angelegenheit, noch dazu, weil das Paket nur dreimal am Kontinent gastiert. Im Anschluss gilt es natürlich wieder, sich den Soul von der DJ-Kanzel zu geben. (lux /DER STANDARD, Printausgabe, 9.1.2004)