Guatemala - In Guatemala hat ein Bischof Todesdrohungen erhalten, nachdem er provisorisch die Pfarrgemeinde eines ermordeten Pfarrers übernommen hatte. Zwei Wochen nach der Ermordung von Pater Jose Maria Ruiz Furlan meldeten sich laut Kathpress jetzt Unbekannte in Ruiz Furlans früherer Pfarrgemeinde Santo Curato de Ars und forderten Weihbischof Mario Rios Montt ultimativ auf, die Gemeinde zu verlassen, andernfalls drohe ihm das gleiche Schicksal wie seinem Vorgänger, berichtet der Missionspressedienst "Misna".

Der für seine Menschenrechtsaktivitäten hoch geschätzte Pater Ruiz Furlan war Mitte Dezember mit vier Schüssen getötet worden. Weihbischof Rios Montt will die Pfarre leiten, bis Kardinal Rodolfo Quezada Toruno einen neuen Pfarrer ernannt hat.

1998 war in Guatemala der 75-jährige Bischof Juan Gerardi Conedera mit Steinschlägen auf den Kopf brutal ermordet worden. Zwei Tage vor seiner Ermordung hatte er einen kirchlichen Bericht über die während des 36-jährigen Bürgerkrieges begangenen Menschenrechtsverletzungen präsentiert. Darin wurde vor allem dem Militär und paramilitärischen Kräften vorgehalten, für 150.000 Morde und 50.000 Fälle von verschwundenen Personen verantwortlich zu sein. Obwohl die Spuren für die Bluttat ziemlich eindeutig zu Militärkreisen führten, kamen die Ermittlung lange Zeit kaum voran. Es kam zu Vertuschungen, Manipulationen von Beweisen, Einschüchterungen und Todesdrohungen gegen Richter, Sonderstaatsanwälte, Zeugen und auch Journalisten, die mit dem Fall zu tun hatten. Mehrere an den Erhebungen Beteiligte suchten Sicherheit im Exil.

Die Kirche beschuldigte immer wieder die Regierung, die Ermittlungen bewusst zu verschleppen. Hinter den Verbrechen des Militärs und der von ihm gesteuerten rechtsextremen Todesschwadronen während des Bürgerkrieges, der über 200.000 Menschenleben forderte, stand eine klare Strategie: Mit Massenmorden an der indianischen Bevölkerung die Basis der Widerstandsbewegung Guatemaltekische Nationale Revolutionäre Einheit (URNG) zu schwächen. (APA)