Paris - Libyen zahlt für jedes der 170 Todesopfer des Anschlags auf ein Passagierflugzeug der damaligen französischen Fluggesellschaft UTA im Jahre 1989 jeweils eine Million Dollar (785.114 Euro). Das Abkommen wurde am Freitag in Paris von der libyschen Gaddafi-Stiftung und der Vereinigung der Hinterbliebenen unterzeichnet. Damit erfüllt Libyen eine weitere Voraussetzung für normalisierte internationale Beziehungen sowie für ein gutes bilaterales Verhältnis zwischen Paris und Tripolis. 54 der Anschlagsopfer waren Franzosen gewesen.

Libyen hatte den Hinterbliebenen der 270 Todesopfer des Terroranschlags auf eine amerikanische PanAm-Maschine über Lockerbie im Jahre 1988 das Zehnfache, nämlich jeweils zehn Millionen Dollar, zugesagt. Dies hatte im Vorjahr den Weg zur Aufhebung der UN-Sanktionen geebnet. Für die UTA-Opfer wollte Libyen dagegen zunächst nur insgesamt rund 30 Millionen Euro zahlen.

Die Vereinigung der Hinterbliebenen hatte dies auch zunächst akzeptiert, später aber eine Gleichbehandlung mit den Hinterbliebenen des PanAm-Anschlags verlangt. Nun erklärte sich die Vereinigung mit den 170 Millionen Dollar zufrieden.

"Diese wichtige Vereinbarung eröffnet neue Perspektiven" für die Beziehungen Frankreichs zu Libyen, lobte der Pariser Außenminister Dominique de Villepin die Einigung. Frankreich befürworte auch eine "schrittweise Normalisierung" der Beziehungen zwischen Libyen und der EU, sagte Villepin nach einem Treffen mit seinem libyschen Kollegen Abderrahman Mohammed Schalgam. Dieser sprach von einem bereits guten Verhältnis zu Frankreich, das "ausgezeichnet" zu werden verspreche.

Jetzt ist noch eine Entschädigung der Opfer des Anschlags auf die Berliner Discothek "La Belle" offen, bei dem 1986 drei Menschen getötet und 231 verletzt worden waren. Für den Berliner Anschlag wird der libysche Geheimdienst verantwortlich gemacht. Die Gaddafi-Stiftung hatte im vergangenen Jahr ihre Bereitschaft zu einer Entschädigungszahlung erklärt.

Ein französisches Gericht hatte 1999 sechs Libyer, darunter einen Schwager des Revolutionsführers Muammar el Gaddafi, wegen des Anschlags auf die DC-10 der UTA in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Der internationale Haftbefehl läuft noch bis 2019. Die Menschenrechtsgesellschaft "SOS Attentats" hatte Gaddafi wegen des UTA-Anschlags vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagt. (APA/dpa)