Zagreb/Wien - In den seit Jahren festgefahrenen Grenzstreit
zwischen Slowenien und Kroatien könnte Bewegung kommen. Zagreb ist
nach einem Bericht der kroatischen Tageszeitung "Novi list"
(Freitagausgabe) bereit, sein gesamtes Territorialgewässer zu öffnen,
damit Slowenien Zugang zu internationalen Gewässern erhält. Die
Zeitung beruft sich dabei auf gut informierte Kreise um den neuen
kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader. Der neue Vorschlag soll
am 28. Jänner bei einem Treffen des slowenischen Außenministers
Dimitrij Rupel mit seinem kroatischen Amtskollegen Miomir Zuzul in
Zagreb diskutiert werden.
Die freie Durchfahrt slowenischer Schiffe durch kroatisches
Gewässer könnte von EU und NATO garantiert werden, hieß es aus den
Kreisen weiter. Slowenien würde damit de facto seinen derzeitigen
Status als Binnenstaat verlieren.
30 Kilometer slowenische Küste, aber kein Zugang zu internationalen Gewässern
Slowenien verfügt in der Adriabucht von Piran lediglich über 30
Kilometer Küste. Weil sich die Territorialgewässer Kroatiens und
Italiens vor der Bucht kreuzen, ist Slowenien aus kroatischer Sicht
der Zugang zu internationalen Gewässern verwehrt. Laibach verweist
aber darauf, dass die einzelnen Republiken im gemeinsamen Staat
Jugoslawien nicht über eigene Gewässer verfügt hätten und daher auch
Slowenien Zugang zu internationalen Gewässern gehabt habe.
Ein von den Regierungen der beiden Länder im Jahr 2001
paraphiertes Abkommen sieht vor, dass Slowenien im Gegenzug für
Konzessionen beim Verlauf der 600 Kilometer langen Landgrenze einen
eigenen Korridor ("Rauchfang") durch kroatische Gewässer zum offenen
Meer erhalten soll. Schon wenige Wochen später nahm der damalige
kroatische Ministerpräsident Ivica Racan aber nach heftiger
innenpolitischer Kritik Abstand vom Grenzverlaufsabkommen. Auch die
Kreise um Sanader weisen die Korridorlösung, auf der Slowenien weiter
beharrt, zurück. "Das ist klassisches Abtreten von Territorium, was
die kroatische Verfassung nicht zulässt und im Sabor (kroatisches
Parlament) sicher nicht angenommen würde", hieß es laut "Novi list". (APA)