Wien - Der spanische Staatssekretär Miguel Angel Cortes Martin hat im Zusammenhang mit der Bewältigung der gegenwärtigen Wirtschaftskrisen einen bedeutsamen Wandel in Lateinamerika konstatiert.

Staaten wie Argentinien und Bolivien "haben sich auf dem Wege der Institutionen mit der Krise auseinandergesetzt", sie hätten nicht wie in früheren Zeiten zum Mittel des Staatsstreichs gegriffen, betonte der Entwicklungsexperte am Freitag an Rande seines Wien-Besuchs gegenüber Journalisten.

Fortschritte

Cortes, in der Regierung von Ministerpräsident Jose Maria Aznar Staatssekretär im Außenministerium und für die Agenden Internationale Zusammenarbeit und Lateinamerika zuständig, betonte, in Mittel- und Lateinamerika habe es sehr wohl Fortschritte bei der regionalen Integration gegeben. Dies gelte für den Wirtschaftszusammenschluss Mercosur, aber auch für die Bemühungen zwischen den Staaten Zentralamerikas.

Freilich, gemessen an Europa hinkten die lateinamerikanischen Staaten hinterher, hatte Cortes zuvor in einem Vortrag im Haus der Industrie eingeräumt. In Lateinamerika habe man es mit 21 Staaten zu tun, die prakitsch nur zwei - verwandte -Sprachen (Spanisch und Portugiesisch) sprechen, verglichen mit Europa, das nach vielen Kriegen und in seiner Sprachenvielfalt nun zusammenfinde. Die regionale Integration sei hier wie dort enorm wichtig.

Hilfen für Entwicklungsländer müssen nach Überzeugung des Staatssekretärs immer an Bedingungen geknüpft sein. Die EU habe klare Regeln aufgestellt. Als Angelpunkt betrachtet Cortes die Bekämpfung der Korruption in den Empfängerstaaten. Sehr hilfreich bei den Demokratisierungsprozessen seien die Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs).

Auf die Frage, ob Spanien speziell als Fürsprecher der lateinamerikanischen Staaten in der Europäischen Union auftrete, meinte Cortes: "Spanien will kein Monopol beanspruchen." Doch zweifelsohne sei es traditionell eng mit dem hispanischen Kontinent verbunden. Spanien ist als Investor in Lateinamerika die Nummer eins und hat dort höhere Investionen getätigt als die USA.

Im Zusammenhang mit dem Stabilitätspakt in der EU betonte Cortes, dessen Kriterien müssten grundsätzlich respektiert werden. Mit leiser Kritik an Frankreich - das die Defizitkriterien ebenso überschritten hat wie Deutschland - erinnerte er daran, dass der Vertrag von Nizza unter französischer EU-Präsidentschaft beschlossen wurde. Hinsichtlich der EU-Verfassung sei es "jetzt besser, Vertrauen zwischen den EU-Staaten zu schaffen"; das Verfassungsprojekt könne warten. (APA)