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Die Außenministerin mit einem Teil der hl. drei Könige.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger
Benita Ferrero sei Dank. Wir erleben ein Morgengrauen in der katholischen Kirche. Die Nebel lichten sich. Denn geheimnisumwoben waren Eheannullierungen bis jetzt. Und für die da oben - wie selbst der ehemalige Ministrant Alfred Gusenbauer vermutete. Nein, sagt die Kirchenspitze. Für alle sei sie da. Und die Kosten? Schnäppchenpreise. Die Eliminierung (und nicht bloß Scheidung) einer "unauflöslichen" Verbindung verschlingt maximal 400 Euro, in erster Instanz sogar nur 225 Euro. Abgelehnt wird das hehre Begehren nur selten.

Was will uns die Kirche mit dieser unfreiwilligen Marketingoffensive sagen? Beispiele um der Klarheit willen: Wenn ein Pop-Barde "from Austria" sein Leben andauernd mit dem von Beethoven und Schubert vergleicht, könnte eine psychische Störung vorliegen. Genug für die Annullierung seiner Ehe. So sie je kirchlich geschlossen wurde.

Nehmen wir einen Politiker, der nur "aus Gefälligkeit gegenüber den Eltern" geheiratet hat. Und dem seine Laufbahn die eigentliche Bestimmung diktiert. Bingo. Oder wir schauen uns einen Demografen an, der Elisabeth Gehrers Vermehrungsthesen teilt. Wenn seine Frau plötzlich die Pille nimmt und ständig in Discos unterwegs ist, mahlen die kirchlichen Mühlen vielleicht besonders schnell.

Da heutzutage auf die Frauen immer weniger Verlass ist, weil sich viel zu viele nicht an gesellschaftliche Konventionen halten, könnte die kirchliche Trauung mit allem Drum und Dran wieder attraktiver werden. Als eine der letzten Domänen der patriarchalen Weihrauch-Gesellschaft.

Und wenn das Kirchengericht Manderln macht? Darf sich die Frau an einen Volksanwalt wenden? Durchaus möglich. Für das Fernsehen böte sich ein neuer Quotenhit.

(DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2004)