Eine allfällige Fortsetzung dieser eigenwilligen Programmpolitik lässt möglicherweise für den Karfreitag eine hoffentlich schmissiger als zum Jahreswechsel zusammengestellte Walzer- und Polkafolge erwarten und zu Neujahr - warum nicht? - ausnahmsweise einmal Bachs Matthäuspassion.
So befremdlich sich derlei zukunftsmusikalische Visionen auch lesen mögen, so sehr wurde dem Zeugen des freitägigen philharmonischen Konzertauftritts die Flucht in diese nahe gelegt. Wären einem die musischen Antlitze der demokratischen Könige von zahllosen beglückenden Begegnungen her schon auf liebenswerte Weise vertraut, so hätte man - vor allem bei Bruckner - meinen können, eine irgendwo in Europas orchestraler Regionalliga werkende Orchestermannschaft habe sich an Stelle der Philharmoniker aufs Podium des Goldenen Saales geschlichen.
Ein sperriger, disparater Streicherklang, schrilles Holz und derbes Blech wirkten wie eine akustische Maske dieses renommierten Orchesters, in der Erwartungen im Hinblick auf Gestaltung oder auch nur schlüssiger Nachzeichnung der komplexen Architektur von Bruckners Es-Dur-Symphonie zum Glück erst gar nicht aufkamen. Zumal auch von Rattle keinerlei hörbare formende Impulse ausgingen. Die Themen ertranken, bevor sie sich noch entwickeln konnten, in der begleitenden Harmonik, es fehlte anhaltend der symphonische Atem. Vielmehr wurde dieser von Rattle durch mit theatralischer Willkür gesetzte gewaltsame dynamische Kontraste ersetzt.