Damaskus/Jerusalem/Wien Eine Meldung der israelischen Tageszeitung Maariv im Frühsommer hatte so unwahrscheinlich geklungen, dass sie damals nur wenig internationalen Nachhall fand: Es gebe Geheimgespräche zwischen Syrien und Israel, initiiert vom syrischen Präsidenten Bashar al-Assad.

Ein ehemaliger Likud-Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Eitan Bentzur, hatte das Gesprächsangebot im Herbst 2002 über private Kanäle (offensichtlich über drusische Geschäftsleute) erhalten und sich im Mai 2003 mit einem Mitglied der Familie Assad in Jordanien getroffen – mit Zustimmung der israelischen Regierung, wie Bentzur dem Standard vorige Woche in einem Interview mitteilte (Ausgabe vom 5. Jänner). Inzwischen hat der israelische Außenminister Silvan Shalom die Geschichte bestätigt: Es habe geheime Kontakte zwischen Syrien und Israel gegeben, die abgebrochen wurden, nachdem die Geschichte öffentlich gemacht wurde.

Assad hatte seinen Gesprächswillen danach in einem New York Times-Interview zum Ausdruck gebracht und ihn zuletzt auch bei seinem historischen Staatsbesuch in der Türkei in der Vorwoche betont.

Knackpunkt Seezugang

Maariv schrieb am Montag, dass nach dem Assad-Besuch Ankara Jerusalem darüber informiert habe, dass Assad bereit sei, für einen Friedensschluss auch auf die Kontrolle über das Ostufer des See Genezareths zu verzichten – der Punkt, an dem die Gespräche zwischen Hafiz al-Assad und Israel im Jahr 2000 scheiterten. Angeblich habe dies Sharon seinen Ministern bei einer Kabinettssitzung mitgeteilt.

Dieses Gerücht, das in krassem Gegensatz zur offiziellen syrischen Position steht, gibt es ebenfalls schon länger: Bashar habe keine so tiefe Beziehung zum See Genezareth, heißt es – anders als sein Vater, der stets betont hatte, er habe als Kind im See gebadet und werde ihn nie aufgeben.

Die offizielle syrische Position besteht jedoch weiter aus zwei Eckpunkten. Erstens – wie es auch die syrische Ministerin Buthayna Shaaban bei ihrer Ablehnung des Katzav-Angebots am Montag betonte – müsse man die Verhandlungen an jenem Punkt wieder aufnehmen, an dem man mit Israels früherem Premier Ehud Barak aufgehört habe (während Israel völlig neu verhandeln will).

Zweitens stand Syrien bisher immer auf dem Standpunkt, Frieden gebe es nur gegen die Rückgabe vom gesamten von Israel eroberten syrischen Territorium. Als Beispiel dafür wird in Damaskus Ägypten genannt, das beim Friedensschluss mit Israel im Jahr 1979 ebenfalls sein gesamtes Territorium zurückerhalten hatte. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2004)