Die mächtigen Wehrkirchen sind ein Charakteristikum der Buckligen Welt. In Zeiten der Gefahr zog sich die Bevölkerung hinter die dicken Mauern zurück, um den Notstand zu überdauern. In Lichtenegg merkt man das besonders deutlich, denn in der Dachstube der Kirche steht noch ein Backofen, den man offensichtlich immer bei Belagerungen anheizte.
Zu den Wahrzeichen der Gegend gehört auch die Wallfahrtskirche Maria Schnee, die wahrscheinlich aus einer über einer heidnischen Kultstätte errichteten Kapelle entstand. Als der Platz nach der Errettung eines Holzknechts im Schneesturm in eine Marienverehrungsstätte umgewandelt wurde, stifteten die Menschen bis nach dem Zweiten Weltkrieg Tiere und Gliedmaßen aus Wachs oder Holz, um Heilung oder Segen zu erbitten. In ihrer heutigen Form entstand die Kirche im 19. Jahrhundert: Sie wurde von einem Wiener Ehepaar gestiftet, das durch eine Seilerei in Gumpendorf zu Vermögen gekommen war. Vorbild war die Kirche Maria Schnee in Rom, deren Grundriss durch den weißen Niederschlag auf den Boden gezeichnet wurde.
Bei Wanderungen in der Buckligen Welt kommt man meist von einem Aussichtsplatz zum anderen, denn die vielen freien Flächen auf den Hängen und Kuppen gewähren einen ungehinderten Blick zum Schneeberg, zur Rax und ins Wechselgebiet sowie in Teile des Wiener Beckens. Die Touren sind nicht schwierig, mitunter haben die Markierungen aber Lücken, man sollte daher unbedingt eine gute Karte mit haben. Bei Nebel und starkem Wind ist Vorsicht geboten.
Die Route: Bei der Nepomukkapelle in Edlitz beginnt die gelbe Markierung, auf der man zum Wachahof und zur Straße aufsteigt. Dort hält man sich rechts, bei der Tafel "Kreuthof" geht es nach links zum Dermahof und zur Dermakapelle. Schließlich führt eine rote Markierung nach Kaltenburg und zur Wallfahrtskirche Maria Schnee. Gehzeit 2 Stunden.
In einer weiteren Stunde erreicht man über Wieden Lichtenegg. Nahe der Kirche stößt man auf eine rote Markierung, auf der man in einen Graben absteigt und im Gegenanstieg Prägart erreicht. Gehzeit ab Lichtenegg ¾ Stunde. Man bleibt auf der roten Route, die über den Schafferhof wieder nach Edlitz führt. Gehzeit ab Prägart eine ¾ Stunde.
(Der Standard, Printausgabe 10.1.2004)