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Durch die Schneefälle im steirischen Oberland wird die Lawinengefahr in den nächsten Tagen teilweise wieder auf Warnstufe 4 ansteigen

Foto: dpa/Kneffel
Bregenz/Innsbruck/Salzburg/Klagenfurt/Graz/Linz - Schnee, Regen und Sturm: Diese Kombination hat in den Alpen zu so großer Lawinengefahr geführt, dass Tourengeher gut beraten sind, ihre Unternehmungslust vorläufig zu zähmen. Am Montag galt Gefahrenstufe drei - "erheblich" - auf der fünfteiligen Skala. Vor allem in Westösterreich, aber auch in der Steiermark, wurde mit einem Ansteigen des Risikos gerechnet.

In Vorarlberg herrschte laut Landeswarnzentrale vor allem oberhalb von 1.800 Meter Seehöhe erhebliche Lawinengefahr. Die Gefahr der Selbstauslösung von Schneebrettern dürfte am Nachmittag zunehmen, so dass die Gefahrenstufe vier (große Lawinengefahr) erreicht werden könnte, prognostizierte Andreas Pecl von der Warnzentrale. Um für einen möglichen Katastrophenfall gerüstet zu sein, hat Sicherheits-Landesrat Erich Schwärzler (V) bereits am Wochenende einen Bundesheer-Hubschrauber aus Wiener Neustadt angefordert, um gegebenenfalls Einsatzkräfte und Rettungsmannschaften transportieren zu können. Der Helikopter wurde in Bludesch stationiert.

Festigkeitsverlust der Schneedecke

Auf den Festigkeitsverlust der Schneedecke durch Regen und hochalpine Schneeverfrachtungen machte der Tiroler Lawinenwarndienst aufmerksam. Bereits für Montag Nachmittag wurde mit großer Gefahr gerechnet. Bis auf etwa 1.500 Meter hinauf sei auf zahlreiche Abgänge von Nassschneelawinen zu achten, die die gesamte Schneedecke bis zum Boden mitreißen könnten. Andererseits bildeten sich hochalpin durch den stürmischen Wind umfangreiche Triebschneeansammlungen. Durch diese Zusatzbelastung sei voraussichtlich ab den Abendstunden im Westen mit dem vermehrten Abgang spontaner Schneebrettlawinen aus hochalpinen Einzugsgebieten der Exposition Nord über Ost bis Süd zu rechnen. Diese Lawinen würden dann auch exponierte Verkehrswege gefährden.

In Salzburg ist die Lawinengefahr erheblich. Schneebretter können bereits bei geringer Zusatzbelastung, etwa durch das Gewicht eines einzelnen Skifahrers, abgehen. Betroffen sind eingewehte Hänge mit einer Neigung über 30 Grad, hauptsächlich in den Hangrichtungen Nord über Ost bis Süd sowie Rinnen und Mulden. Allfällige Skitouren erfordern Erfahrung in der Lawinenbeurteilung und defensives Verhalten. Aus den stark eingewehten Steilhängen sind spontane Abgänge möglich - meist kleinerer und mittlerer Größe, vereinzelt kann aber noch eine große Lawinen dabei sein.

Hohe Tauern

In Kärnten ist die Lawinengefahr vor allem im Gebiet der Hohen Tauern noch erheblich, ebenso in Höhenlagen über 2.000 Meter. In den östlichen Landesteilen, wo nur wenig Schnee liegt, wird die Lawinengefahr generell als gering eingestuft. Risikofaktoren sind vor allem Schneeverfrachtungen durch den starken Westwind vom Sonntag. Dadurch wurden etwa Triebschneeablagerungen und ältere störanfällige Schneebretter zugedeckt und sind für die Tourengeher nicht erkennbar.

In Oberösterreich gibt es derzeit ebenfalls Warnstufe 3, das heißt, es besteht laut Auskunft der Experten des Amtes der OÖ. Landesregierung weiterhin Lawinengefahr, vor allem im südlichen Bergland. Verschärft wird die Situation durch den zum Teil heftigen Wind, der zu Schneeverfrachtungen führen kann.

Teilweise Warnstufe 4

Durch die Schneefälle im steirischen Oberland werde die Lawinengefahr in den nächsten Tagen teilweise wieder auf Warnstufe 4 ansteigen, warnte der Lawinenprognostiker von der Wetterstelle am Grazer Flughafen Thalerhof, Alexander Podesser. Derzeit herrschten für Tourengeher im freien Gelände folgende Gefahrenstufen: Je 3 in den steirischen Nordalpen West, Nordalpen Ost sowie in den Niederen Tauern und 2 in den Seetaler Alpen. Zusammen mit dem halben Meter Neuschnee der vergangenen beiden Tagen und den 20 Zentimetern heute sowie dem zunehmenden stürmischen Westwind gebe es starke Verfrachtungen.

Am Montagabend erreiche die Steiermark ein weiteres Niederschlagsgebiet, und der stürmische Westwind werde vor allem in exponierteren Kammlagen von 100 auf rund 150 km/h steigen. Grate und Flanken sind meist abgeblasen, Rinnen und Mulden werden mit Triebschnee aufgefüllt, so Podesser. Die Gefahr von Schneebrett- und Lockerschneelawinen in Kammnähe sei erheblich. Eine Selbstauslösung der schwach verfestigten Schneedecke kann bereits von einem einzelnen Skifahrer verursacht werden. Mit den weiteren Niederschlägen und dem orkanartigen Sturm bis Mittwoch steige die Lawinengefahr an. "Wir haben im Toten Gebirge schon Selbstauslöser beobachtet", sagte Podesser.(APA)