Die EU-Kommission plant einen radikalen Eingriff in die Herkunftsbezeichnung von Produkten. Dies berichtet die
"Financial Times Deutschland"
in ihrer Ausgabe vom Montag. Laut einem internen Arbeitspapier sollen nach Willen von Handelskommissar Pascal Lamy alle Produkte, die in der EU hergestellt werden das Gütezeichen "Made in the European Union" tragen.
Die Kommission will das EU-Zeichen als neues Qualitätszeichen etablieren und so die Integration des europäischen Binnenmarktes vorantreiben. Gleichzeitig soll dem "betrügerischen Einsatz von Herkunftsbezeichnungen" der Kampf angesagt werden. Die Kommission kritisiert, dass Produkte oftmals das Markenzeichen "Made in Germany" oder "Made in Italy" tragen, obwohl sie in China oder Thailand hergestellt wurden, und sieht darin eine Täuschung der Konsumenten.
Siegel mit Tradition
Obwohl die Vorschläge noch nicht offiziell sind, laufen Industrie-Verbände bereits gegen das neue Gütesiegel Sturm. Sie befürchten schwere Image-Verluste bzw. Gleichmacherei. Damit steht sie aber auch in einer langen Tradition. So wurde die erste Herkunftsbezeichnung Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Treibende Kraft dahinter war Großbritannien, dass sich - aus eher nationalistischen Beweggründen - durch die Kennzeichnung deutscher Produkte mit dem Siegel "Made in Germany" Wettbewerbsvorteile erhoffte. Dieses Siegel entwickelte sich erst später - sehr zum Leidwesen der britischen Industrie - zu einem wirklichen Gütezeichen. (red)