Wenn sich nach dem Einschalten des Computers der Windows-Bildschirm quälend langsam aufbaut, ist nicht immer Bill Gates dran schuld. Auch muss man die Hardware nicht unbedingt aufrüsten, wenn der Computer eine ganze Minute vor sich hin rattert, bis die digitalen Bilddateien eines Ordners sichtbar sind. Um den PC wieder auf Touren zu bringen, reicht es unter Umständen schon, wenn man hin und wieder die Festplatte aufräumt.

"Sind diese fragmentiert, so verzögert sich der Vorgang teilweise um das Doppelte."

"Beim Booten des Systems werden zahlreiche Dateien gelesen", erklärt Frank Alperstädt, Geschäftsführer der Berliner Software-Firma O&O Software. "Sind diese fragmentiert, so verzögert sich der Vorgang teilweise um das Doppelte."

Bordmittel

Für die Defragmentierung hält Windows bei den Systemprogrammen unter "Zubehör" ein eigenes Bordmittel bereit, das die gröbste Fragmentierung beseitigt. Schneller und ausgefeilter arbeitet das von Alperstädts Firma entwickelte Spezialwerkzeug O&O Defrag, das zum Jahreswechsel in der Version 6 erschienen ist. Damit können auch Systemdateien wie die von Windows zur Erweiterung des Arbeitsspeichers angelegte "Auslagerungsdatei" defragmentiert werden, was nur in der Startphase möglich ist. Dazu wird in Defrag ein "Job" angelegt und die "Offline-Defragmentierung" aktiviert. Nach dem nächsten Herunterfahren werden die Systemdateien dann während der Windows-Startphase so umgesetzt, dass sie wieder kompakt auf der Festplatte liegen.

Bescheiden im Hintergrund

Der Hauptvorteil gegenüber dem Windows-Bordmittel ist aber darin zu sehen, dass sich Defrag bescheiden im Hintergrund hält und beim Defragmentieren nicht den ganzen PC in Beschlag nimmt. Somit kann man während der Defragmentierung am PC arbeiten, ohne sich weiter um die Datenschiebereien zu kümmern. Auf Wunsch lässt sich die Software auch in die Taskleiste verlegen. Fällt eine aufwendigere Arbeit etwa mit dem Photoshop an, kann man die Fragmentierung über das Icon in der Taskleiste unterbrechen.

Von den fünf verschiedenen Methoden für die Defragmentierung beansprucht die "Stealth"-Methode den geringsten Anteil am Arbeitsspeicher. Sie ist auch die schnellste Variante, so dass sich dieses Verfahren zur regelmäßigen Festplattenpflege anbietet.

"Complete"

Gründlicher arbeiten die "Complete"-Methoden, die die Daten wahlweise nach dem Datum des letzten Zugriffs, dem Datum der letzten Änderung oder nach dem Namen sortieren. Eine verkürzte Startzeit verspricht die Anordnung nach Namen, da hier die Systemdateien nacheinander aus den entsprechenden Windows-Verzeichnissen gelesen werden können. Bei besonders vollen und heftig fragmentierten Festplatten (bzw. Partitionen) begnügt sich Defrag in der neuen Version mit nur noch fünf Prozent des Plattenplatzes an freiem Raum.

Die O&O-Entwickler haben auch das Tempo der Defragmentierung spürbar beschleunigt. "Die neue Version 6 optimiert die Anwendersysteme mit neuen Algorithmen jetzt im Schnitt zirka fünf Mal schneller als Vorgängerversionen", erklärt Alperstädt. Damit sind auch Privatanwender eher bereit, sich auf die angebotenen Zeitpläne für das automatische Defragmentieren einzulassen. Hierbei kann man entweder feste Zeiten angeben oder es der Software überlassen, bei einem bestimmten Fragmentierungsgrad in Aktion zu treten.

Großaufträge

Alperstädt schätzt, dass Defrag bisher auf rund 1,5 Millionen Rechnern installiert wurde. Dazu haben vor allem Großaufträge wie von der Europäischen Union beigetragen. In diesem Jahr wollen die Berliner Software-Entwickler auch eine französische und eine spanische Version herausbringen. Die Wettbewerber sitzen ausschließlich in den USA: Executive Software mit Diskeeper, Raxco mit PerfectDisk, Winternals mit dem DefragCommander und Symantec mit SpeedDisk als Teil der Norton Utilities.

Die Professional-Edition von Defrag 6 für den Windows-Einzelplatzrechner wird zum Preis von 49 Euro vertrieben. Die Server-Edition für 249 Euro enthält zusätzliche Funktionen zur Steuerung der Defragmentierung im Netzwerk. (Von Peter Zschunke/AP)