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2003: Geisterfahrer auf Österreichs Straßen

Grafik: APA
506-mal tönte im vergangenen Jahr nach dem charakteristischen "Düdeldü düdeldü" eine Geisterfahrerwarnung aus dem Radio. Das sind laut Ö3-Verkehrsredaktion nur um vier Warnungen weniger als im bisherigen Rekordjahr 2002. Am größten ist die Gefahr nach wie vor in der Steiermark.

Für die Autobahnen und Schnellstraßen der Grünen Mark musste insgesamt 113-mal Alarm geschlagen werden, das Land hat allerdings auch den kilometermäßig längsten Anteil an den Fernverbindungen. Auch der gefährlichste Straßenabschnitt liegt im Süden: Auf der Pyhrn- autobahn zwischen Graz und Spielfeld wurde 35-mal ein gegen die Fahrtrichtung fahrendes Gefährt gemeldet.

Mangelnde Ortskenntnis

Die Entwicklung in den anderen Bundesländern ist unterschiedlich: Kärnten verzeichnete 16 Meldungen mehr als noch 2002 und kommt nun auf 78 Warnungen, im Gegensatz dazu ging die Zahl in Salzburg um elf auf 35 zurück. Am Ende der Tabelle liegt das Burgenland mit neun Meldungen.

Nicht hinter jeder Warnung steckt allerdings auch tatsächlich ein Geisterfahrer, weiß man bei der Autobahngendarmerie. Manchmal werden beispielsweise auch Fahrzeuge, die nach einem Dreher verkehrt am Pannenstreifen stehen, für solche gehalten.

Die mangelnde Ortskenntnis, die zu einer falschen Auffahrt führt, ist nicht das Hauptproblem, ergab eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit im Jahr 2000. Viel häufiger sind es vergessene Gegenstände oder verpasste Abfahrten, die die Menschen bewegen, plötzlich umzudrehen und gegen den Verkehrsstrom anzufahren.

"Ghost Rider Information System" soll getestet werden

Gegen diese Art von Geisterfahrern lässt sich technisch wenig ausrichten, wohl aber gegen jene, die bereits die Auffahrt in die falsche Richtung benutzen. Ab spätestens März soll auf der Ostautobahn A4 ein neues System namens GRIS (Ghost Rider Information System) im Echtbetrieb getestet werden, dass schneller vor Geisterfahrern warnt.

Dabei registriert ein Mikrowellensensor einen Falschfahrer und leitet die Meldung sofort via GSM an die Gendarmerie und den Verkehrsfunk weiter, zusätzlich wird eine Warntafel neben der Fahrbahn aktiviert.

Schon länger im Dienst sind die so genannten Geisterfahrerkrallen, die die Reifen des Einbahnignorierers aufschlitzen: Für den oberösterreichischen Verkehrslandesrat Erich Haider (SP) ein funktionierendes System, dass er gerne auf allen Anschlussstellen in seinem Bundesland hätte.

Technische Probleme mit den Krallen

"Besonders dringend sind dabei die Halbauffahrten. Derzeit testen wir vier Prototypen der neuesten Krallengeneration, die immer wieder Geisterfahrten verhindern", erläutert der Politiker. Und erneuert sein Angebot an den Autobahnbetreiber Asfinag: "Das Verkehrsressort ist bereit, die Kosten von rund 25.000 Euro pro Kralle zu tragen, wenn sie eingebaut werden."

Bei der Asfinag ist man dankbar, aber skeptisch. "Es gibt nach wie vor technische Probleme mit den Krallen, außerdem sind die rechtlichen Fragen noch nicht geklärt"; meint Pressesprecher Harald Dirnbacher: "Wir werden die Entwicklung aber weiter beobachten." (Michael Möseneder/DER STANDARD; Printausgabe, 14.1.2004)