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Der ehemalige US-Finanzminister Paul O'Neill rechtfertigt sich: er habe Unterlagen für das Buch bereitgestellt, um vor allem junge Leute über die Funktionsweise der Politik aufzuklären.

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Washington – Die US-Regierung hat ihre Kritik am ehemaligen Finanzminister Paul O'Neill und seinen Vorwürfen gegen Präsident George W. Bush verschärft. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wies O'Neills Darstellung zurück, Bush sei bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Jänner 2001 zum Irak-Krieg entschlossen gewesen. O'Neill verteidigte unterdessen seine Äußerungen und erklärte am Dienstag, er habe die Öffentlichkeit über die Arbeitsweise der Bush-Regierung nicht im Unklaren lassen wollen.

Rumsfeld unterstellt O'Neill "Verbitterung"

O'Neill hat sich nach Ansicht von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld aus "Verbitterung" an dem umstrittenen Buch "The Price of Loyalty" (Der Preis der Loyalität) beteiligt. Er habe O'Neill zweimal auf Gerüchte angesprochen, dass ein solches Buch – "eine von diesen Geschichten 'aus der Innensicht'"- erscheinen würde, sagte Rumsfeld am Dienstag vor Journalisten in Washington. Beim ersten Mal habe der frühere Ressortschef das Buch geleugnet. Bei seinem zweiten Anruf "vor gar nicht allzu langer Zeit" habe er O'Neill gefragt: "Paul, das wirst du doch wohl nicht getan haben? Ich kann es nicht glauben."

Rumsfeld betonte, dass seine Sicht der Dinge eine vollkommen andere sei als die seines einstigen Kabinettskollegen. O'Neills Darstellungen seien "so verschieden von meiner Erfahrung ... es ist wie Tag und Nacht", sagte der Verteidigungsminister. Der Ex-Finanzminister hatte unter anderem US-Präsident George W. Bush bei Kabinettssitzungen als "Blinden in einem Raum voller Tauber" beschrieben.

Bush habe erst unmittelbar vor der Invasion im Irak im März vergangenen Jahres den Entschluss für den Krieg gefasst, erklärte Rumsfeld. In den frühen Sicherheitsberatungen der Regierung Anfang 2001 sei es lediglich um die Fortsetzung der Irak-Politik der Clinton-Regierung gegangen, die bereits ebenfalls für einen Regimewechsel in Bagdad gewesen sei, sagte der Verteidigungsminister vor Journalisten in Washington.

O'Neill: "Wollte aufklären"

Er habe Unterlagen für das Buch bereitgestellt, um vor allem junge Leute über die Funktionsweise der Politik aufzuklären, rechtfertigte sich O'Neill. Er befürchte, dass das derzeitige politische System wichtige öffentliche Debatten unterdrücke. Dass er dabei zum Teil drastische Ausdrücke gebraucht habe, bedauere er, sagte der Ex-Minister. O'Neill händigte Suskind für dessen Recherchen 19.000 Regierungsdokumente aus.

Suskind kündigte an, in ein bis zwei Wochen viele der ausgewerteten Dokumente im Internet zu veröffentlichen. Auf diese Weise könnten sich die Amerikaner aus erster Hand ein Bild von der Politik der Bush-Regierung machen, sagte Suskind. "The Price of Loyalty" löste bereits vor Erscheinen erheblichen Wirbel aus. O'Neill hatte bei der Vorstellung des Werks in der CBS-Sendung "60 Minutes" am Sonntag erklärt, die Entscheidung für den Golfkrieg sei bereits lange vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gefallen. Zum Beweis wurde ein Irak-Dossier der Regierung aus dieser Zeit gezeigt. Das Finanzministerium leitete Ermittlungen wegen des Verdachts ein, es habe sich dabei um ein geheimes Dokument gehandelt. (APA/AP)