Monterrey - Nach monatelangen, teils gewalttätigen
Protesten gegen seine Regierung hat Haitis Präsident Jean-Bertrand
Aristide eine Parlamentswahl innerhalb des kommenden halben Jahres
angekündigt. Ein genaues Datum für die Wahl sei noch nicht
festgelegt, sagte Aristide beim Amerika-Gipfel im mexikanischen
Monterrey am Dienstag vor Journalisten. "Wir werden mit der
Opposition reden müssen, um den besten Zeitpunkt herauszufinden." Er
sei "sehr zufrieden" darüber, die Wahl zu organisieren und schlage
"das kommende Halbjahr zum Dialog" vor.
Sprache der Urnen
Die Amtszeit der 83 haitianischen Abgeordneten war am Montagabend
abgelaufen, nachdem Aristide bisher keine Neuwahl angesetzt hatte.
"Haiti muss die Sprache der Urnen anerkennen", betonte der Präsident
des völlig verarmten Karibikstaates. Das Land habe bereits 32
Staatsstreiche hinter sich und müsse nun "das Prinzip der Demokratie"
akzeptieren.
Aristides Gegner werfen dem einstigen Armenpriester unter anderem
vor, das Land mit diktatorischen Methoden weiter zu ruinieren. Haiti
zählt mit einem jährlichen Bruttosozialprodukt von 480 Dollar (377
Euro) pro Einwohner zu den ärmsten Ländern der Welt. Aristide lehnt
einen Rücktritt ab und will sein Mandat bis 2006 zu Ende führen. Er
hatte im Februar 2001 nach einer umstrittenen Wahl seine zweite
Amtszeit angetreten. (APA)