Wien-Panorama: historisches panorama von wien um 1850 vom stephansdom aus gesehen

Foto: technisches museum wien/paul pretsch
Den Leuten mit ihren tschickpackerlkleinen Digitalkameras fällt meist die Kinnlade runter, wenn sie die Geschichte zum Panoramabild erfahren: Schließlich, erzählt Manuela Fellner, hat Paul Pretsch zu Beginn der 50er-Jahre des vorletzten (also des 19.) Jahrhunderts ja die Türmerstube des Stephansdoms zur Dunkelkammer umfunktionieren müssen, um das erste erhaltene Panoramabild der Stadt aufzunehmen.

Faszinierend: Die Stadt ist ohne Hochhäuser, mit Stadtmauern und weit ausladendem Glacis völlig unverbaut zu sehen. Die Vorstädte, nach denen heute Bezirke und Stadtviertel benannt sind, sind als Dörfer vor der Stadt auszumachen. Und die Donau fließt noch stark verästelt.

Fotohistorisch sind die sieben auf etwa 70 mal 40 Zentimeter großen Glasplatten im Turm ausgearbeiteten Aufnahmen auch interessant: Zum einen, weil die älteste bekannte Panoramaaufnahme lange vergessen war. Zum anderen, weil sie erst durch ein kurz davor entwickeltes Objektiv des Fotopioniers Josef Petzval möglich wurde.

"Die Schärfung des Blicks"

Im Rahmen der von den Fotohistorikern Manuela Fellner, Elisabeth Limbeck-Lilienau und Anton Holzer kuratierten, Petzval gewidmeten Ausstellung "Die Schärfung des Blicks" ist das Panorama bis 22. Februar im Technischen Museum zu bestaunen - und wird Donnerstag kommender Woche literarisch gewürdigt: Bodo Hell verfasste zum ersten Rundblick vom Steffl einen Text und trägt ihn im RadioKulturhaus vor.

Die Leute, so Fellner, bleiben heute noch vor dem Bild stehen und staunen - vielleicht ja gerade deshalb, weil solche Bilder im Digi-Zeitalter wie aus einer ganz anderen Welt wirken. (rott/DER STANDARD; Printausgabe, 14.1.2004)