Der öffentliche Druck auf die RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" nimmt weiter zu. Mehrere Verbände, Organisationen und Wissenschafter haben sich am Mittwoch gegen die aus ihrer Sicht unwürdige Behandlung von Mensch und Tier gewandt. Der Kölner Privatsender wies die Kritik entschieden zurück. Die Fernsehzuschauer lassen die Diskussionen hinter den Kulissen allerdings unbeeindruckt. Die Quoten stiegen auch am Dienstagabend weiter an. Gleiches gilt vermutlich für den Marktwert einiger der prominenten Dschungelabenteurer.

"Hausbackene Urwald-Folterkammer"

Der in Zürich dozierende Psychologe Mario Gmür bezeichnete die Show als "konstruiert-artifiziell, eine hausbackene Urwald-Folterkammer, eine Geisterbahn", wie er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte. "Hier geht es um eine Instrumentalisierung des Menschen für ein dramaturgisches Konzept in der Öffentlichkeit. Die Zuschauer wollen bei der Geburt und Hinrichtung von Helden dabei sein." Jo Groebel, Generaldirektor des Europäischen Medieninstituts, sprach in der "Bild"-Zeitung von "Methoden, die an Folter erinnern".

Tierschützer protestieren

Die neun Prominenten, die zwölf Tage für RTL in einem australischen Urwald-Camp verbringen, müssen täglich eine Mutprobe über sich ergehen lassen. Am Dienstagabend wurde TV-Frau Caroline Beil, wegen ihrer Lästereien im Camp auch "Hacke-Beil" genannt, von Straußenvögeln gebissen, zuvor wurde "Superstar" Daniel Küblböck mit Wasserspinnen und Kakerlaken traktiert, Barde Costa Cordalis mit Schlangen. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) forderte am Mittwoch die Absetzung des Formats, in dem "Tier und Natur ausschließlich zu Spielzeugen umfunktioniert und für Effekthascherei ausgenutzt werden".

"Wir quälen niemanden"

Der Sender wies alle Vorwürfe zurück: "Die Teilnehmer handeln eigenverantwortlich und sind Personen des öffentlichen Lebens, die genau wissen, was sie tun", sagte ein RTL-Sprecher. "Wir quälen niemanden." Unbestritten ist, dass Menschen wie Beil, Küblböck, Cordalis oder Susan Stahnke, Antonia Langsdorf, Mariella Ahrens, Lisa Fitz oder Carlo Tränhardt durch ihre tägliche Präsenz vor einem Millionen-Publikum ihren Marktwert deutlich steigern. Die 37-jährige Beil, gerade frisch von Sat.1 getrennt, dürfte auf Anschlussaufträge bei RTL hoffen. Sie spielt als "Hacke-Beil" eine eindeutige Rolle und erregt damit Aufmerksamkeit - Stahnke, Langsdorf oder Cordalis lassen ihre Imagepflege durch Nichtstun hingegen weitgehend schleifen.

Werbung: Nachfrage steigt

Die RTL-Vermarktungsfirma IP Deutschland wird die Werbepreise trotz steigender Zuschauerresonanz weiter stabil halten, sagte eine Sprecherin. Der 30-Sekunden-Spot koste nach wie vor 34.500 Euro im Durchschnitt. Die Nachfrage steige in diesen Tagen deutlich. Für die Werbekunden sei es schwierig, das Format einzuschätzen, da es keine vergleichbare Sendung gebe. Ob werbetreibende Unternehmen aus den Erwägungen heraus, ihr Image könnte angesichts öffentlicher Kritik geschädigt werden, auf eine Einbuchung bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier aus!" verzichtet haben, ist nicht bekannt.

RTL im Quotenhoch, Konkurrenz leidet

Die Show verfolgten am Dienstagabend ab 22.15 Uhr nach Senderangaben 7,18 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 33,3 Prozent). Die Konkurrenzsendungen litten deutlich darunter: Die ARD- "Tagesthemen" interessierten um 22.30 Uhr 1,96 Millionen Zuschauer (9,4 Prozent), "Menschen bei Maischberger" um 23 Uhr 1,21 Millionen (9,1 Prozent), Ulrich Meyers "Akte 04" auf Sat.1 ab 22.15 Uhr 1,90 Millionen (8,8 Prozent), Stefan Raabs ProSieben-Ulkshow "TV Total" auch zeitgleich 1,09 Millionen (5,5 Prozent) und Johannes B. Kerners ZDF-Talk ab 22.45 Uhr immerhin 1,45 Millionen (10,1 Prozent). (APA/dpa)