Würzburg - Die geplante deutsche Erstaufführung der Oper "Tilman Riemenschneider" am Mainfranken-Theater Würzburg sorgt wegen der Nazi-Vergangenheit des Komponisten für Diskussionen. Der ungarische Komponist Casimir von Paszthory, der das Werk 1942 fertig gestellt hat, war NSDAP-Mitglied. Würzburgs Musikdramaturg Felix Eckerle meinte, Paszthory sei jedoch kein "Nazi-Komponist" gewesen. Die Oper über den berühmten Würzburger Bildhauer soll am 22. Jänner Premiere haben. Sie ist als Beitrag des Theaters zum 1.300-jährigen Stadtjubiläum gedacht.

Erst im vergangenen Herbst hatte die Aufführung des Dramas "Die Wölfe" aus der Feder des NSDAP-Mitglieds Hans Rehberg am Theater Erlangen für wochenlange Debatten gesorgt. Eckerle sagte, man habe die NSDAP-Mitgliedschaft des Komponisten nie verheimlicht. "Wir wollen nichts unter den Teppich kehren und stellen uns der Diskussion."

"Keinerlei Hinweise"

Es handle sich aber um "alles andere als ein Nazi-Stück". Paszthory sei von den Nazis nicht protegiert worden. Bezeichnend sei, dass die Riemenschneider-Oper damals nicht aufgeführt worden sei. Es gebe auch im Werk keinerlei Hinweise auf Nazi-Ideologie.

In der Oper thematisierten Paszthory (1886-1966) und seine Ehefrau Dora, die das Libretto schrieb, das künstlerische und politische Leben des Würzburger Bildhauers und Bürgermeisters Tilman Riemenschneider (um 1460-1531). Stilistisch steht der Komponist nach Angaben des Stadttheaters in der Tradition der Spätromantik und wurde von Kritikern mit Richard Strauss oder Hans Pfitzner verglichen. Die Riemenschneider-Oper wurde erst 1952 mit dem Mozarteum-Orchester in Salzburg konzertant uraufgeführt. Zur szenischen Uraufführung kam es sieben Jahre später am Theater Basel mit Montserrat Caballe in der Rolle der Marie. (APA/dpa)