Wien/Linz – Der von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat am Mittwoch angekündigte " "mega-affen-titten-geile" Gesundheitspass sorgt für Kritik: Für die BundesschülerInnenvertretung bedeutet dieser Pass für SchülerInnen, "dass sie über vertrauliche Dinge und Krankheiten, wie beispielsweise Magersucht mit ihrem Schularzt oder ihrer Schulärztin nicht mehr sprechen können!", so Sprecherin Romana Brait in einer Aussendung am Donnerstag.
Für Brait ist klar: Bis jetzt war der Schularzt/ die Schulärztin die einzige Person in der Schule mit der SchülerInnen auch im Vertrauen sprechen konnten, da diese die SchülerInnen nicht benoten würden und auch der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen würden.
Die Initiative des Gesundheitspass hätte den Effekt, dass "gesunde Kinder ihn in einer Schublade verschwinden lassen würden" und bei Kindern mit ernsthaften Krankheiten wäre diese leider immer präsent". Die BundesschülerInnenvertretung sieht in dem Pass auch den persönlichen Datenschutz der SchülerInnen gefährdet: "Ein Dokument, in dem alle persönlichen Daten so zentral enthalten sind ist ideal für Firmen, die den Datenschutz missbrauchen und in die Gesundheitsdaten ihrer Angestellten Einsicht nehmen wollen!", befürchtet Bundesschulsprecherin Brait. Gesundheitsprävention bedeute für sie nicht alle Krankheiten der SchülerInnen zentral aufzuschreiben, sondern ein gutes Verhältnis zum Schularzt/zur Schulärztin.
"Die meisten Schulen haben nicht einmal 5 mal in der Woche einen Schularzt oder eine Schulärztin im Haus!", berichtet Brait von den Probleme an den Schulen: "Doch hier gedenkt dass BMGF anscheinend nichts zu machen." Für die BundesschülerInnenvertretung sind auch Psychologen und Psycholginnen an Schulen wichtig. "Die eingesetzten VertrauenslehrerInnen zeigen nicht ihre Wirkung, da sie auf der einen Seite die SchülerInnen im Unterricht auch beurteilen. So kann nur schwer ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden!", erklärt Brait die derzeitige Situation. "Würden jedoch solche Maßnahmen gesetzt, so könnte den SchülerInnen auch wirklich geholfen werden!", schließt die Bundesschulsprecherin
Prammer: Spruch "total verfehlt"
SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer hält die Wortwahl von Frauenministerin Rauch-Kallat, die gestern einen "mega-affen-titten-geilen" Gesundheitspass präsentierte, für "total verfehlt". Sie, Prammer, habe nichts dagegen, wenn man sich mit der Sprache der Jugendlichen auseinandersetzt, "aber erstens bezweifle ich stark, dass die Jugend so spricht, und zweitens müsste eine Frauenministerin vermeiden, mit ihrer Wortwahl auch nur in die Nähe des Sexistischen zu kommen".
Prammer am Donnerstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst: "Ich würde mir eigentlich wünschen, dass Rauch-Kallat aufgrund einer engagierten Frauenpolitik von sich reden macht und nicht aufgrund von dummen Sprüchen."
Der "mega-affen-titten-geile" Vorschlag Rauch-Kallats
Einen "mega-affen-titten-geilen" Gesundheitspass für Jugendliche ab der achten Schulstufe – das entspricht 14-Jährigen – kündigte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat bei einem Schulärztekongress am Mittwoch in Linz an. Der Pass, der etwa ab Ostern den Schulen zur Verfügung stehen soll, ist als Maßnahme der Gesundheitsvorsorge gedacht.
Bei der Entwicklung der Idee habe sie gesagt, der Gesundheitspass für die 14-Jährigen müsse "mega-affen-titten-geil" sein, damit er von der Zielgruppe angenommen werde, berichtete Rauch-Kallat. Der vorliegende Entwurf ihres Hauses für das Papier, orientiert am Mutter-Kind-Pass, mache noch nicht diesen Eindruck, gestand die Gesundheitsministerin ein. Vor allem der beiliegende internationale Impfpass brauche einen amtlichen Charakter.
"Links zur Homepage"
Doch das Begleitheft werde so gestaltet werden, dass Jugendliche es gerne annehmen. Es soll "spannende" Informationen zur Ernährung, Bewegung, Entspannung, Unfall- und Suchtvermeidung und zur medizinischen Vorsorge enthalten, dazu auch Links zur Homepage mit weiteren Informationen.
Ein weiterer Teil solle persönliche Daten, beispielsweise über Blutgruppe, weiters über Allergien, Dauermedikation, bestehende und frühere Krankheiten, Familienkrankheiten und über die Ergebnisse der schulärztlichen Untersuchung enthalten. Zudem werde damit diese Untersuchung standardisiert. So könnten die Ergebnisse anonymisiert mit EDV ausgewertet werden. Das sei bisher nicht geschehen, so könnten aber Rückschlüsse für Maßnahmen im Gesundheitswesen gezogen werden.
Eigenverantwortung
Die Zielgruppe der 8. Schulstufe ist für die Ministerin besonders wichtig, weil gerade in diesem Alter die Weichen für den späteren Lebensstil gestellt würden, Verhaltensänderungen könnten da noch bewirkt werden. Zudem wäre dies ein guter Zeitpunkt, weil die Jugendlichen in diesem Alter auch nach der Rechtsordnung einen Teil der Eigenverantwortung übertragen bekommen. "Maximal" wäre es laut Rauch-Kallat, wenn noch heuer möglichst viele Lehrer gemeinsam mit den Schülern das Programm für Projektwochen zu den im Begleitheft enthaltenen Themen entwickeln. Weitere Pässe sind geplant für Erwerbstätige unter und über 40 sowie für Senioren. (red/APA)