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Blair beharrt auf dem, was er zur Kelly-Affäre ausgesagt hat.

Foto: REUTERS/Stephen Hird
London - 61 Prozent der Briten halten ihren Regierungschef Tony Blair für einen "Lügner". Nach einer Mittwochabend vom Fernsehsender Channel 4 veröffentlichten Meinungsumfrage des Instituts "YouGov" (2.300 Befragte) sprachen sich zugleich auch 57 Prozent für den Rücktritt Blairs aus, sollte er durch den kommenden Bericht von Lord Hutton über den Tod des Waffenexperten David Kelly belastet werden. 77 Prozent der Befragten sehen Blair durch die Affäre als "geschädigt" an.

Der Hutton-Bericht wird Ende Jänner erwartet. Der Lordrichter sollte in einer Untersuchung die Umstände von Kellys Tod klären. Nach offiziellen Angaben beging er im vergangenen Juli Selbstmord. Kurz zuvor war er als Quelle für einen BBC-Bericht genannt worden, wonach die Regierung Blair ihr Dossier über die vom Irak drohenden Gefahren bewusst zugespitzt habe. Die Regierung bestreitet den Vorwurf entschieden.

Opposition versucht Blair unter Druck zu setzen

Die oppositionellen Konservativen versuchen dennoch seit Wochen Blair unter Druck zu setzen, indem sie ihm offenbar widersprüchliche Aussagen vorhalten. Während Blair unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes von Kelly jedes persönliche Wissen kategorisch abstritt, sagte der höchste Beamte des Verteidigungsministeriums, Sir Kevin Tebbit, vor der Hutton-Kommission, Blair persönlich habe die Sitzung geleitet, auf der beschlossen wurde, Kellys Name auf Anfrage zu bestätigen.

Rücktritt, wenn ihn der Hutton-Report belastet

Blair weist weiter alle Vorwürfe zurück. Er stehe zur "Gesamtheit" seiner Aussagen, erklärte der Regierungschef im Parlament. Unter massivem Druck kündigte er schließlich seinen Rücktritt an, sollte ihn der Hutton-Report belasten.

Ob die Briten damit aber bei aller Kritik zufrieden wären, ist unklar. Nach der Umfrage halten immer noch 38 Prozent Blair für den besten Regierungschef unter allen Kandidaten. Oppositionsführer Michael Howard von den Konservativen kommt hingegen nur auf 15 Prozent. Sollte Finanzminister Gordon Brown auf Blair folgen, meinen sogar 23 Prozent, dass sie bei der nächsten Wahl 2005 "eher nicht" für die Labour Party stimmen wollen.

Untersuchungsbericht wird am 28. Jänner veröffentlicht

Der Untersuchungsbericht zur so genannten Kelly-Affäre in Großbritannien wird am 28. Jänner veröffentlicht. Das teilte die Regierung in London am Donnerstag mit. Die sechswöchige Untersuchung im vergangenen Sommer zum Selbstmord des international angesehenen Waffenexperten und Regierungsangestellten David Kelly war von Lordrichter Brian Hutton geleitet worden.

Kelly war die Quelle für einen BBC-Bericht zur Gefahr vermeintlicher Massenvernichtungswaffen des damaligen irakischen Machthabers Saddam Hussein. Der BBC-Bericht hatte zu einer tiefen Krise der Regierung von Tony Blair geführt. Als Kellys Name an die Öffentlichkeit durchsickerte, nahm dieser sich das Leben. (APA/dpa)