Wohnungen sind von Haus aus mangelhaft. Zum Glück. Würde man sonst ausgehen? Ich kenne Wohnungen, da wechselt man jahreszeitlich den Innenarchitekten - dann wird's zuhaus ungemütlich und man darf dorthin, wo man sich am wohlsten fühlt, nämlich ins nächste Beisel. Architekten haben die verantwortungsvolle Aufgabe, jede Wohnung mit Ärgernissen auszustatten, und die meisten werden diesem Auftrag im Großen und Ganzen auch gerecht. Wären Wohnungen auch perfekt, würde keiner in Bars oder Kaffeehäusern herumhängen.
Niemand könnte mehr sexy Singles und nette Fremdgeher in Bars kennen lernen. Einzig noch in Feng Shui Kursen könnte man anbandeln. Dort jedoch herrschen darwinistische Prinzipien. Potenzielle LiebhaberInnen werden nicht nach Genuss einiger Achterln demokratisch erwählt, sondern nüchtern und einzig nach der Überlegung, ob sie eventuell den Energiefluss der Wohnung blockieren, so man sie mit nach Hause nähme. Leute, die einen Hauch länger sind als breit, fallen in die Feng Shuiblade. "Energie fließt nach oben ins Sinnlose ab" und bleiben sitzen. Bis zur Meisterklasse könnten sie die Fang Shuibank drücken und sich durchelementieren lassen, fruchtlos. Jede Sexyness fließt ins Sinnlose ab.
Dicke Leute ohne Hals mit Holzbein wären die großen Kater. In Kombi mit metallischen Kieferimplantaten würden schon auf dem Heimweg Orgasmen ausgelöst. Man fragt sich bloß, wer sich die Bauernfengshuierei eigentlich ausgedacht hat. Anonyme Alkoholiker, die den Wirten das Feuerwasser abgraben wollen? Indem sie Leute im besten Ausgeh-Alter dazu bringen, sich nächtelang mit ihrem Innendekortionsleben zu beschäftigen? Verdient eigentlich jemand an Feng Shui? Steckt hinter all dem doch ein feiner materialistischer Sinn? Eine sexy Profitgier?