"Die eine Milliarde und die eventuell zusätzlichen genannten Mittel aus dem NASA-Budget erscheinen mir schlicht und ergreifend unrealistisch gering, um die Pläne auch wirklich zu realisieren", erklärte Wolfgang Baumjohann von der Abteilung für experimentelle Weltraumforschung des IWF. "Mit den angekündigten Geldmitteln ist die Verwirklichung der Pläne sicher nicht zu machen, die Summe wäre wohl um den Faktor zehn zu erhöhen", sagte IWF-Institutsleiter Hans Sünkel. "Die Ankündigung ist sicherlich auch politisch strategisch motiviert, der Realitätsbezug steht zu hinterfragen, aber immerhin hat Bush nach dem Irakkrieg nun auch einmal eine positive Vision entwickelt", meinte Sünkel.
Alternativvisionen für Europa empfohlen
Einer europäische Beteiligung an den angekündigten US-Plänen steht Sünkel skeptisch gegenüber: Wenn eine führende Weltraumnation solche Vorgaben macht, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Mitziehen und tief in die Tasche greifen oder Alternativvisionen entwickeln." Er glaube, dass die europäischen Nationen und die ESA sich "auf die Alternativen besinnen". Eine solche sei z.B. "ein stärkeres Gewicht auf die Verbesserung der Möglichkeiten, unser Erdsystem zu erhalten, zu legen", so Sünkel.
Die Frage der bemannten Weltraumfahrt bringt Wolfgang Baumjohann in eine - wie er sagt - "schizophrene Situation". "Vom menschlichen Standpunkt finde ich es natürlich interessant, dass der Mensch immer neue Horizonte anstrebt. Aus Sicht des Wissenschafters ist die bemannte Weltraumfahrt ein Quatsch, der unendlich viel Geld verschlingt", sagte Baumjohann. "De facto geht mit solchen Unternehmungen die wissenschaftliche Erkenntnis runter, weil die dafür zusätzlich benötigten Geldmittel den normalen Weltraumprogrammen fehlen", so der Abteilungsleiter.