Die Zauberformel, die Hunderttausende chinesische Touristen nach Österreich und Millionen nach Europa bringen soll, heißt ADS. Die Buchstaben stehen für Approved Destination Status – Status einer anerkannten Destination. Peking ist bereit, diesen Status nun auch den EU- Mitgliedsstaaten zu verleihen.

Nicht nur Australien, Neuseeland, Türkei ...

Das ist Voraussetzung, damit Urlaubergruppen aus China nicht nur nach Australien, Neuseeland und in die Türkei reisen dürfen, sondern auch nach Europa. Dem Chef der Österreich Werbung (ÖW), Arthur Oberascher, kommt das gelegen. "Die Zahl der Chinesen, die sich eine Urlaubsreise leisten können, wächst rasant. Wir selbst wollen internationaler werden, das geht Hand in Hand. Chinesen lieben außerdem Musik und haben besonders Strauß in ihr Herz geschlossen. Deshalb haben wir gute Karten in China", sagte Oberascher am Rande der Präsentation der neuen ÖW-Werbekampagne in Venedig.

Venedig hat als Heimatstadt von Marco Polo einen besonderen Bezug zu China. Kaum ein anderer EU-Spot hat zuletzt mehr Chinesen angelockt als die Lagunenstadt.

Größtes Tourismuswachstum weltweit

Die Volksrepublik hat das größte Tourismuswachstum der Welt. Für 2020 rechnet die Welttourismus-Organisation mit 130 Millionen reisenden Chinesen im Jahr. 2002 wurden 16,6 Mio. Reisen von Chinesen ins Ausland registriert. Davon blieben 83 Prozent in Asien; nach Europa gingen zehn Prozent der Reisen.

Unter den von Chinesen am häufigsten besuchten Ländern der EU lag Italien mit 29,9 Prozent an der Spitze, gefolgt von Frankreich (23,2 Prozent), Deutschland (19,7 Prozent) und Österreich (4,6 Prozent). In absoluten Zahlen waren es 2002 knapp 110.000 Personen aus China, die Österreich besucht haben – überwiegend aus geschäftlichen Gründen, weil touristische Gruppenreisen verboten waren.

Mittelklasse rückt an

Mit dem Wegfall der staatlichen Beschränkungen rückt nun die neue Mittelklasse an, die durchschnittlich 230 Euro pro Tag zum Einkaufen ausgeben soll. Zuvor muss noch der Europäische Rat die ADS-Vereinbarung absegnen. "Bis zum Sommer sollte die Vereinbarung auch bei uns beschlossen sein", glaubt Tourismus-Sektionschefin Elisabeth Udolf- Strobl. An der Visapflicht für chinesische Staatsbürger ändert sich laut Peter Widermann, Chef der Fremdenpolizei, nichts: "Die chinesischen Stellen benennen autorisierte Reisebüros; diese werden befugt, Touristen zu vermitteln. Taucht ein Reisender unter, muss das Reisebüro sofort Meldung machen und auch für eventuell entstehende Kosten aufkommen."

Das eigentlich Sensationelle sei, dass Peking erstmals eine Rücknahmeklausel in einem Vertrag akzeptiert hat. Widermann: "Die Chinesen haben das lange Zeit abgelehnt mit der Begründung, dass man eine Schlechterstellung gegenüber anderen Staaten nicht hinnehme. Die EU- Verhandler haben sich letztlich durchgesetzt." (DER STANDARD Printausgabe, 16.1.2004)