Heidelberg - Ein neues Computersystem verbessert die Heilungschancen bei Leberkrebs-Operationen. Die von Heidelberger Wissenschaftern mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums entwickelte Methode erlaubt es den Chirurgen, sich während des Eingriffs in dem Organ exakt zu orientieren. Im Gegensatz zu früher sind dadurch auch Operationen bei Patienten möglich, deren Tumor gefährlich nahe an einem großen Blutgefäß liegt. Bessere Operationsmethoden für Leberkrebs sind nach Angaben der Experten dringend notwendig, da derzeit nur etwa 30 Prozent der Patienten für einen chirurgischen Eingriff in Frage kommen.

Bei dem neuen Verfahren werden vor der OP per Computertomographie (CT) Bilder der Leber aufgenommen, anhand derer die Ärzte die optimale Schnittführung berechnen. Dort, wo die Schnitte gesetzt werden sollen, platzieren die Mediziner kleine Messsonden in der Leber. Diese registrieren, wie sich das weiche Gewebe verformt. Schließlich macht der Chirurg während der Operation Ultraschallaufnahmen von dem Organ.

Dreidimensionale Aufnahme

Anhand der Messdaten der Sonden bring der Computer Ultraschall- und CT-Bilder miteinander in Deckung und zeigt eine dreidimensionale Aufnahme von der aktuellen Operationssituation. Ein Blick auf den Monitor genügt dem Chirurgen nun, um zu sehen, wie nah er mit seinen Instrumenten einem wichtigen Blutgefäß kommt. Wenn er den Verdacht hat, dass es weitere und bislang übersehene Tumoren in der Leber gibt, kann er diese ebenfalls exakt lokalisieren und zuverlässig entfernen.

"Zuerst standen viele Chirurgen dem Projekt skeptisch gegenüber nach dem Motto: 'Wir brauchen keine Hilfe vom Computer'", berichtet Hans-Peter Meinzer vom Deutschen Krebsforschungszentrum, das die Methode gemeinsam mit Chirurgen der Heidelberger Universitätsklinik entwickelte. Mittlerweile seien aber alle begeistert von den enormen neuen Möglichkeiten.

Weitere Einsatzmöglichkeiten

Der Professor geht davon aus, dass sich das Computersystem auch bei Eingriffen an anderen Organen einsetzen lässt: "Die Probleme sind in der Leber im Prinzip die gleichen wie in der Lunge oder in der Bauchspeicheldrüse." Sogar das Gehirn verforme sich während einer Operation beträchtlich. Das Heidelberger Projekt leiste also Pionierarbeit für die gesamte Chirurgie. (APA/AP)