Die Bundesagentur für Arbeit kürzt seit Jahresbeginn Erwerbslosen in Deutschland die Unterstützung, gibt aber Millionen für Berater aus. Der Chef der Bundesagentur, Florian Gerster, ist wegen der Vergabe von Beraterverträgen erneut in die Kritik geraten. Diesmal geht es um Verträge mit dem Unternehmensberater Roland Berger im Volumen von rund 12,5 Millionen Euro. Der Verwaltungsrat der Bundesagentur, wie die Bundesanstalt seit Jahresbeginn heißt, hatte davon "keine Kenntnis", so dessen Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer.

Gerster rechtfertigte sich am Freitag damit, dass vor der Auftragsvergabe eine Ausschreibung stattgefunden habe. "Es gibt absolut keinen Grund, diese Beraterverträge zu skandalisieren." In einem anderen Fall beschäftigt sich aber die Justiz damit. Ende 2003 war ein Beratervertrag Gersters mit der Berliner PR-Firma WMP EuroCom in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro bekannt geworden. Der Bundesrechnungshof stellte fest, dass die Vergabe ohne Ausschreibung rechtswidrig war.

Die Opposition fordert bereits den Rücktritt des SPD-Politikers. "Ich bleibe an Bord", ver^sicherte Gerster dagegen am Freitag. Die FDP kritisiert, dass Berger nun bei der Umsetzung von Vorschlägen berät, an deren Ausarbeitung er selbst beteiligt war. Berger war Mitglied der Hartz-Kommission für Arbeitsmarktreformen.(Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin, Der Standard, Printausgabe, 17.01.2004)