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Peter Pacult gibt in Klagenfurt seine Anweisungen.

Foto:Reuters/Str
Wien/Klagenfurt - "Vielleicht hat sich auch hier etwas eingeschlichen, was man in Wien Gemütlichkeit nennt." Peter Pacult (44), der rund zehn Jahre in Deutschland bei 1860 München als Spieler Erfolge feierte und als Trainer lernte ("1860 hat mit mir in einem Halbjahr die meisten Punkte der Vereinsgeschichte gemacht"), hat vor kurzem den Letzten der heimischen Fußballbundesliga übernommen. Der FC Kärnten ist ein heißes Eisen, dafür verdient Pacult weniger als beim Spazierengehen, sein Vertrag mit 1860 lief bis Ende Juni 2004.

Ein Meistermacher

"Aber ich arbeite gern, und diese lukrativen Verträge wird's wegen der geänderten TV-Lizenzgelder und der allgemeinen Wirtschaftslage sowieso nicht mehr geben." Bei 1860 begann er als Trainer der Amateurmannschaft, "ein Frischgflachter", wie er selbst sich bezeichnet, der mit 15 ihm völlig unbekannten Spielern auf Anhieb den Meistertitel der Bayernliga holte. Auch der FC Kärnten und die Bundesliga sind ihm eher fremd. "Ich weiß nicht, ob die zu Recht dort unten sind. In den letzten Spielen gab es auch andere Gründe." Welche? Der leichte Schlendrian, gleichzeitig die Unsicherheit. Seine Erfahrung werde ihm helfen, die Mannschaft dort unten herauszubringen. "Im körperlichen, taktischen, konditionellen Bereich habe ich mehr gesehen und gelernt, als wäre ich nur in Österreich geblieben." Auch den Walter Schachner, der eher erfolgreich den GAK coacht, habe seine achtjährige Tätigkeit in Italien geprägt. Pacult: "Ich denke oft an den Happel, als der zu uns zum FC Tirol gekommen ist, hat er gesagt: Die österreichische Mentalität interessiert mi net."

Pacult bezeichnet sich als einen Mann, der nicht zu Hause sitzen kann. "Viele Freunde haben mich gefragt, ob ich deppert bin, dass ich mir das antue. Aber ich arbeite gern. Und ich glaube, dass ich hier was bewegen kann. Bei der Austria oder bei Rapid stehst auch unter Druck, dort wollen s' halt den Titel."

Das Wissen vom Kicken

Wie "der Alte" bildet sich Pacult ständig fort, sagt er. "Wenn einer sagt, er hat das Training erfunden, sage ich super, lass dir's patentieren. Ohne die Wissenschaft geht's heute nicht, ich lese ständig Fachbücher. Wir sind alle keine Zauberer, wie der Alte gesagt hat. Aber die Grundlage ist immer noch das Wissen vom Kicken."

Nicht dass er behauptet, etwas besser zu wissen oder zu können als andere. Er ist schon ein wenig stolz darauf, dass er, dem sie das Kicken im Ausland nicht zugetraut haben, 1860 mit 34 Jahren und 18 Toren in die erste deutsche Bundesliga geschossen hat. In der erste Liga spielte er dann auch nicht ganz unerfolgreich. "Ich war schon als Stürmer einer mit Spielwitz, mit Gespür. Dieses Einfühlungsvermögen, zusätzlich zum soliden Wissen, helfe ihm auch als Trainer. Nur im Nationalteam hat es nicht so geklappt. "Vom Potenzial her müsste ich 60 Länderspiele haben. Aber damals waren eben andere Umstände." (Johann Skocek DER STANDARD Printausgabe 17./18.01.2004)