Das neue Jahr beginnt am österreichischen Wohnungsmarkt mit einem guten, stabilen Angebot und durchaus moderaten Mieten. Thomas Malloth, Präsident des Verbandes der österreichischen Immobilientreuhänder (ÖVI), sieht für 2004 interessante Perspektiven. Verkrustetes Mietrecht

Kritisiert jedoch die vor wenigen Tagen gefallene Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) zum Thema Hauptmietzinsreserve und Mietrecht: "Es zeigt sich erneut, dass die jahrzehntelang verkrusteten Strukturen des Mietrechtes Investitions- und Wachstumshemmer ersten Grades sind." Vermieter von Wohnungen dürfen künftig nicht mehr 40 Prozent der Mietzinsreserve als Pauschale für Einkommensteuern verwenden und dadurch die Mietzinsreserven reduzieren. Der Verfassungsgerichtshof hat die pauschalierte Kürzung der Mietzinsreserve aufgehoben, und diese "unterschiedliche Behandlung von Mietern und Vermietern" als "mit dem Gleichheitsgrundsatz nicht vereinbar" bezeichnet.

Förderungen

In Österreich sorgt unter anderem die Wohnbauförderung für eine realistische Wohnraumfinanzierung. Immobilienexperten plädieren für ein Beibehalten der länderspezifischen Förderungen, die vor allem den Neubau von Wohnflächen erst ermöglichen. Michaela Mischek-Lainer, Vizepräsidentin des Verbandes der österreichischen Immobilientreuhänder, betont, dass jedoch Diskussionsbereitschaft besteht: "Wir sind für eine mittelfristige Beibehaltung der Wohnbauförderung in einer Mischung von Subjekt-und Objektförderung." Die Wohnbauförderung wird heuer neu verhandelt.

Mischek beschreibt die Trends der gesuchten Wohnungen in Wien: "Drei bis vier Zimmer, eine Terrasse, ein großzügiges Bad. Viel Potenzial sehe ich im fünften Bezirk - doch wo auch immer, gute Ausstattung und ein infrastrukturelles Umfeld sind für Miet- wie auch Eigentumsobjekte das Wichtigste." Als weiteres zukünftig attraktives Gebiet sieht der ÖVI die Randlagen des 17. Bezirks - rund 3000 €/m² gelten hier für Eigentum als realistisch. Ungebremste Nachfrage herrscht für den 7., 8. und 9. Bezirk.

Nachfrage Heidrun Feigelfeld von der SRZ Stadt+Regionalforschung erwartet aufgrund ihrer Umfrage unter rund 40 Wiener Experten aus dem Wohnungswesen im Lauf der nächsten zwei Jahre insbesondere bei den Alteigentums-und Altmietwohnungen ein Weiterbestehen des Nachfrageüberhangs: "Auf massive Änderungen der Marktlage lassen die Einschätzungen im gesamten Bereich der frei finanzierten Eigentumswohnungen schließen. Hier rechnen wir insgesamt mit einem Wechsel zum Nachfrageüberhang. Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei frei finanzierten Eigentumswohnungen ist in den nächsten zwei Jahren nicht in Sicht." Als problematisch werden von den befragten Experten laut Feigelfeld die Knappheit und der hohe Preis für Bauland in Wien bewertet: Hemmschuhe für den frei finanzierten Wohnbau. (Gisela Gary, DER STANDARD Printausgabe 17/18.1.2004)