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Shirin Ebadi, Nobelpreisträgerin

Foto: APA/EPA/Tyagi
Bombay - Menschenrechte könnten nicht "mit Bomben exportiert" werden, erklärte die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi am Samstag am Rande des Vierten Weltsozialforums in Bombay zur US-amerikanischen Militärintervention im Irak. "Es gibt viele Länder ohne Demokratie, aber die Amerikaner greifen sie nicht an, denn sie verfügen über kein Erdöl", bemerkte die iranische Menschenrechtsaktivistin.

Der iranische Präsident Mohammad Khatami sollte nach Ansicht der Nobelpreisträgerin von seinem Amt zurücktreten, falls sein Reformkurs weiterhin von religiösen Hardlinern blockiert werde. Ohne Khatami sei die Zukunft ihres Landes zwar "unvorhersehbar", sie selbst sei aber zuversichtlich, dass sich Khatamis Lager im Machtkampf mit den Konservativen durchsetzen werde. Eine gewaltsame Reaktion der Bevölkerung auf einen möglichen Rücktritt des Präsidenten halte sie für unwahrscheinlich, sagte Ebadi. Das iranische Volk, das vor 25 Jahren eine "blutige Revolution" erlebt habe und anschließend einen achtjährigen Krieg mit dem Irak, habe "genug von Gewalt".

Vorwürfe zurückgewiesen

Ebadi hat Vorwürfe der USA zurückgewiesen, wonach Teheran eine Atombombe entwickeln soll. "Der Iran braucht keine Atombombe", sagte Ebadi am Samstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Associated Press. Washington habe ähnliche Vorwürfe gegen den Irak erhoben, dort seien aber bisher keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden, betonte die Rechtsanwältin am Rande des Weltsozialforums in Bombay.

Der Iran unterzeichnete im Dezember das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag, das der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) unangekündigte Kontrollen iranischer Atomanlagen ermöglicht.

Ebadi kritisierte, der so genannte Kampf der Kulturen zwischen dem christlichen Westen und der islamischen Welt sei lediglich eine Rechtfertigung für Kriege. Die 56-jährige Bürgerrechtlerin, die im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis erhielt, wird im Iran von islamischen Fundamentalisten heftig kritisiert. Seit zehn Jahren erhalte sie Drohbriefe und Anrufe, sagte Ebadi. "Angst ist wie Hunger, man kann sie nicht kontrollieren. Ich habe Angst, aber ich kann mit ihr umgehen". (APA)