Besorgniserregend ist laut den Ermittlern die Lage von Parmatour, dessen hohe Verschuldung in den vergangenen Monaten die Lawine des Skandals ins Rollen gebracht hatte. In der vergangenen Woche hatte die Firma Berichte über ein Milliarden-Bilanzloch dementiert. Möglicherweise belaufe sich die Fehlbilanzierung bei der Tourismusfirma auf zwei bis 2,5 Milliarden Euro, war aus Justizkreisen in der norditalienischen Stadt Parma verlautet.
Zunehmender Druck
Die Ermittlungen laufen inzwischen auf Hochtouren. Die Staatsanwälte vernahmen weiterhin die inhaftierten Manager der Gruppe, um zu begreifen, mit welchen Methoden die Bilanzen des Unternehmens gefälscht wurden. Auch einige Bankiers in Luxemburg wurden im Rahmen einer von den lokalen Behörden aufgenommenen Untersuchung wegen mutmaßlicher Geldwäsche vernommen. Die Vernehmungen folgen auf die Durchsuchung mehrerer Banken und Finanzgesellschaften in Luxemburg, die Verbindungen zu Parmalat hatten.
Wegen des zunehmenden Drucks der Ermittlungen wurde inzwischen eine Stärkung des Staatsanwälte-Pools in Mailand und in Parma beschlossen. Neue Ermittler sollen eingesetzt werden, um der wachsenden Last der Untersuchung Stand zu halten, hieß es aus Justizkreisen am Freitag. Parmalat ist mit 25 Prozent an der niederösterreichischen Molkerei NÖM beteiligt.
Bank of America weigerte sich indes Medienberichte zu kommentieren, nach denen sich auf einem ihrer Konten ein Geheimschatz des vor drei Wochen inhaftierten Parmalat-Firmengründers Calisto Tanzi befindet. Gerüchte über einen angeblichen "Geheimschatz" des Parmalat-Firmengründers Calisto Tanzi sorgten am Freitag erneut für Aufregung in Italien. Ein Verband von Parmalat-Gläubigern unter der Leitung des Rechtsanwalts Carlo Zauli teilte mit, dass 7 Mrd. Euro auf einem Konto der Bank of America gefunden worden seien.