Rom - Im Parmalat-Skandal haben Anlegerschützer den Verdacht, dass Unternehmensgründer Calisto Tanzi ein geheimes, sieben Milliarden Euro schweres Konto in den USA hat. Dort sollen die vom insolventen Konzern abgezweigten Gelder liegen.

Der Rechtsanwalt der Anlegerschutz-Vereinigung, Carlo Zauli, geht davon aus, das Geld sei auf einem Konto der Bank of America in New York.

Sieben Milliarden in US-Anleihen

Auf dem Konto seien sieben Milliarden Euro in US-Anleihen zu finden. Nachdem die Bank of America die Berichte zunächst nicht kommentieren wollte, habe sie jetzt auf Drängen von Insolvenz-Verwalter Enrico Bondi eine interne Untersuchung eingeleitet, berichtet das italienische Fernsehen. Zauli forderte darauf ein Eingreifen der US-Wertpapier- und Börsenkommission SEC.

Insgesamt sind mittlerweile sieben Parmalat-Tochtergesellschaften unter Gläubigerschutz gestellt. Besorgnis erregend ist laut den Ermittlern die Lage von Parmatour. Möglicherweise belaufe sich die Fehlbilanzierung bei der Tourismusfirma auf zwei bis 2,5 Milliarden Euro, war aus Justizkreisen in der norditalienischen Stadt Parma verlautet.

Suche nach Methoden

Die Ermittlungen laufen inzwischen rundum auf Hochtouren, auch bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Die italienischen Staatsanwälte vernahmen weiterhin die inhaftierten Manager der Gruppe, um zu begreifen, mit welchen Methoden die Bilanzen des Unternehmens gefälscht wurden. Auch einige Bankiers in Luxemburg wurden im Rahmen einer von den lokalen Behörden aufgenommenen Untersuchung wegen mutmaßlicher Geldwäsche vernommen.

Die italienische Regierung sagte am Wochenende Tausenden Bauern Hilfe zu. Sie könnten günstige Kredite bekommen, um ihre Ausfälle durch nicht bezahlte Rechnungen auszugleichen.

RZB mit "blauem Auge"

Mit einem "blauen Auge" davonkommen dürfte die Raiffeisen Zentralbank (RZB): Ihr Obligo von rund 50 Mio. Euro dürfte durch den 25-prozentigen Anteil Parmalats an der niederösterreichischen Molkerei NÖM besichert sein, dessen Wert auf 40 Mio. Euro geschätzt werde. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2004, APA)