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"Er ist wirklich kein Spinner" meint Michael Jacksons Anwalt

APA/EPA/WEiner
Santa Maria/New York - Nach der provozierenden Show, die Michael Jackson bei seinem ersten Gerichtstermin zum Vorwurf des Kindesmissbrauchs zeigte, arbeiten seine Anwälte weiter am Image des umstrittenen Stars. "Er ist wirklich kein Spinner", versicherte Mark Geragos, Chef des mittlerweile auf fünf Juristen angewachsenen Verteidiger-"Dream Teams", am Wochenende in einem Interview für den TV-Sender ABC. Jackson hatte sich am Freitag nach der Erklärung, er sei "nicht schuldig", vor dem Gericht von mehreren 100 eigens herbeigerufenen Fans bejubeln lassen.

Offen brüskiert

Der angeklagte Star brüskierte den Richter und die Staatsanwaltschaft offen. Ungeachtet der Aufforderung des Richters Rodney Melville, die Würde des Gerichts zu respektieren, trat Jackson vor seine Fans, als sei er gerade mit einem Grammy geehrt und nicht zum Verdacht der Schändung eines Kindes angehört worden. Immerhin drohen ihm mehr als 20 Jahre Haft.

Kusshände auf Autodach

Dass der Sänger vor dem Gericht der kalifornischen Kleinstadt Santa Maria auf das Dach eines Autos stieg, Kusshände verteilte und wie auf einer Bühne tänzelte, "war ein spontaner Ausbruch der Liebe", sagte Jackson-Verteidiger Ben Brafman. "Der Richter sollte nicht beleidigt sein, wir konnten die Leute nicht zurückhalten", fügte der erfolgreiche Mafia- und Staranwalt hinzu.

Nicht ohne Regie

US-Medien wiesen hingegen darauf hin, dass die "spontane" Show nicht ohne Regie abgelaufen sein könne. Bekanntlich habe die Jackson- Familie Tage vorher mit einem flammenden Appell Fans aus aller Welt aufgerufen, in Santa Maria zu demonstrieren. Laut CNN bezahlte die Busse, mit denen Fans aus Los Angeles und Las Vegas herbeigekarrt wurden, niemand anders als Michael Jackson.

Und keineswegs ohne gründliche Vorbereitung kam die "Party der Unschuld" auf Jacksons Neverland-Ranch zustande, für die seine Leibwächter von der dubiosen Truppe "Nation of Islam" während des Gerichtstermins an die - überraschten - Fans Einladungen verteilten. Dass sie vielleicht nur Spielmasse sind, würden sie nie wahr haben wollen. "Fan kommt von fanatisch", bemerkte der Sender MTV, "und es gibt keine fanatischeren Fans als die von Michael Jackson."

"Nicht schuldig"

"Nicht schuldig" hatte Jackson wenige Stunden zuvor mit leiser Stimme im Gerichtssaal gehaucht. Er wies damit offiziell alle neun Anklagepunkte zurück. Sieben Mal hat er nach Überzeugung von Staatsanwalt Tom Sneddon einen 13-Jährigen in seinem Schlafzimmer auf der Neverland-Ranch sexuell missbraucht. Zwei Mal habe er ihn dafür unter Alkohol gesetzt. "Alles Lüge", heißt es dazu auf Fan-Postern.

"Unterlassen Sie das, dies ist ein Gericht"

Was die Kameras nicht zeigen durften, waren die teils grotesken Szenen, die sich im Gerichtssaal abspielten. Da saßen neben 60 Reportern 60 Jackson-Anhänger, viele in "Unschuldig"-Shirts. Sie verdankten ihre Anwesenheit einer "Sitzplatz-Lotterie". Als Jacksons Millionärs-Familie wie bei einer Hollywoodpremiere nach und nach hereinkam, applaudierten die Fans. Beifall für den Vater, für die Mutter, für Schwester Janet und für Bruder Jermaine. Ovationen für Michael. Richter Melville kochte. "Unterlassen sie das, dies ist ein Gericht."

Zwanzig Minuten zu spät

Wegen Jacksons 20-minütiger Verspätung wies er den Star scharf zurecht. Das sei "eine Beleidigung des Gerichts". Als der Angeklagte nach kurzer Zeit bat, die Toilette benutzen zu dürfen, nickte der Richter, verkniff sich aber eine süffisante Bemerkung nicht: "Kontrollieren Sie aber künftig ihre Flüssigkeitsaufnahme." Den nächsten Gerichtstermin setzte Melville auf den 13. Februar fest. Dann soll über den weiteren Ablauf des Verfahrens beraten werden, das viele Monate dauern und noch viele Gelegenheiten für Show-Einlagen bieten wird. (APA)