Vor einigen Jahren hat die Entwicklung einfacher Bluttests auf das so genannte Prostata-spezifische Antigen (PSA) die Frühdiagnose von Prostatakarzinomen revolutioniert. Doch noch immer sind diese Tests vom Wunschziel einer optimalen Aussagekraft weit entfernt. Mit einer neuen Methode soll die Untersuchung nun einfacher werden.

Biocrates Life Sciences, das Institut für Chemie und die Innsbrucker Uniklinik für Urologie führen Tests dazu durch. PSA ist ein Protein, das nur in der Prostata gebildet wird. Erhöhte Blutwerte gelten als Indiz für ein Wachstum der Prostata. Der menschliche Organismus zählt insgesamt mindestens 30.000 verschiedene Proteine. Nur einige wenige sind charakteristisch für Tumore, und die gilt es zu identifizieren.

Das geschieht mithilfe eines so genannten Massenspektrometers - ursprünglich ein Messinstrument für physikalische Experimente, mit dem man Moleküle exakt nach ihrem Gewicht trennen kann.

Durch Anlegen einer Spannung wird Molekülen ein Elektron zugefügt oder entrissen (ionisiert). Diese Ionen werden in einem Magnetfeld freigesetzt und durch Beschleunigung von ihrer eigentlichen Bahn abgelenkt. Schwere Moleküle lassen sich dabei schwerer abdrängen als leichte.

Aus der Physik

"Die Methode ist dazu geeignet, aus einer einzigen Blutprobe ganz viele solcher biologischen Schutzschilde zu bestimmen", erklärt Klaus Weinberger von Biocrates Life Science. Das bislang noch ausschließlich am Prostatakarzinom getestete Verfahren soll bald auch an anderen Krebsarten ausprobiert werden. Weinberger schätzt aber, dass es bis zum Einsatz im medizinischen Alltag noch fünf bis zehn Jahre dauern könnte. Für die Experimente mit Prostatakrebs rechnet er noch heuer mit ersten Ergebnissen.

Auf lange Sicht könnte sich der Test als kostengünstiger und vor allem unkomplizierter Teil einer Gesundenuntersuchung etablieren: Dann könnte tatsächlich eine einfache Blutprobe genügen, um eine Reihe von Tumoren in einem früheren Stadium als bisher zu identifizieren. (prie/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 1. 2004)