Die Telecom Italia (TI) , seit Oktober 1998 Miteigentümer der österreichischen Telekom Austria (TA) , steht kurz vor ihrem endgültigen Rückzug aus der TA und damit aus Österreich. Ein Ausstieg der Italiener ist - mit Zustimmung der ÖIAG - theoretisch ab diesem Donnerstag möglich. Denn übermorgen, Mittwoch (21. Jänner), endet die mit der Begebung der Umtauschanleihe durch die ÖIAG in Kraft getretene Behaltefrist der TA-Aktionäre TI und ÖIAG. Analysten erwarten jetzt einen baldigen Ausstieg der Italiener, voraussichtlich über ein Angebot an institutionelle Investoren. Die Banken sehen das Marktumfeld für eine derartige Platzierung positiv.

Spannung

Die Telecom Italia könnte noch im Jänner 14,8 Prozent oder knapp 74 Millionen Stück TA-Aktien auf den Markt werfen, meinte Erste Bank-Analyst Konrad Sveceny am Montag zur APA. Die Italiener selbst hatten in den vergangenen Monaten stets einen Verkauf noch im ersten Quartal 2004 in Aussicht gestellt. Der Wert des TI-Aktienpakets an der TA liegt angesichts des aktuellen Kurses von knapp 11 Euro (der Schlusskurs vom Freitag lag bei 10,79 Euro) bei rund 800 Mio. Euro.

Einschätzungen

Am wahrscheinlichsten sei eine Platzierung bei institutionellen Investoren im Zuge eines so genannten "accelerate bookbuilding", wahrscheinlich durch die Investmentbank JP Morgan, meinen Analysten. JP Morgan hatte bereits im November 2002 die Platzierung eines ersten Teils der TA-Aktien der TI begleitet und das Kursziel für die TA erst vor wenigen Tagen auf 16 Euro hinaufgesetzt. Bei der Platzierung von 75 Millionen Aktien bzw. 15 Prozent an der TA im November 2002 hatte die TI nur 558,75 Millionen Euro erlöst.

Ausnahme

Nur im Falle eines gemeinsamen Verkaufs von TA-Aktien von TI und ÖIAG (die Staatsholding hält aktuell 47,2 Prozent) sei mit einem Angebot an das breite Publikum zu rechnen, sagte RCB-Analystin Claudia Vince-Bsteh zur APA. Dass auch die ÖIAG gleich nach dem 21. Jänner TA-Anteile verkauft, hält Erste-Analyst Sveceny allerdings nicht für wahrscheinlich. Voraussichtlich werde nach dem im Kürze erwarteten Ausstieg der TI eine marktübliche Lock-up-Period von 6 Monaten vereinbart, mit einem nächsten Privatisierungsschritt wäre demnach ab Herbst zu rechnen.

Theoretisch könnte die ÖIAG den Vereinbarungen zufolge allerdings bereits ab Mitte dieser Woche den gleichen Prozentsatz wie die TI verkaufen. Finanzminister Karl-Heinz Grasser hatte erst im Vormonat auf dem Totalverkauf des TA-Bundesanteils noch in dieser Legislaturperiode, also bis 2006, beharrt.

Positives Umfeld

Für die in Kürze erwartete Platzierung des Italiener-Anteils an der TA scheint das Börsenumfeld jedenfalls positiv. "Der Markt ist in froher Erwartung", betonte Vince-Bsteh am Montag zur APA. Das Börsen- und Branchenumfeld sei für die in Aussicht gestellte Platzierung des TI-Aktienanteils gut, die 14,8 Prozent könnten "locker platziert" werden.

"Der Markt ist bereit, es herrscht eine positive Stimmung. Die Italiener sollten diese für ihren Exit nützen", meint auch Sveceny, der "eine ebenso erfolgreiche Platzierung" wie im November 2002 erwartet. Dadurch werde der Anteil des Streubesitzes erhöht, die Gewichtung der Telekom Austria-Aktie im ATX werde damit von derzeit 15,35 Prozent auf rund 20 Prozent steigen. Nach der Platzierung des TI-Paketes würde sich der Streubesitz von derzeit 38 auf 52,8 Prozent erhöhen.

Kampf

Die TI hatte am 20. Oktober 1998 im damals bis zuletzt harten Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem US-Telekomkonzern Ameritech um den Viertelanteil bei der TA den Vorzug erhalten und sich für 27,2 Milliarden Schilling (1,98 Milliarden Euro) mit 25 Prozent plus einer Aktie bei der TA eingekauft. Bereits im Juni 1997 hatte sich die TI ebenfalls mit 25 Prozent und einer Aktie an der TA-Tochter Mobilkom Austria beteiligt, auch von diesem Anteil hat sich die TI bereits im Juni 2002 getrennt. (APA)