München - 59 Jahre nach zwei nationalsozialistischen Massakern in der Slowakei ist der mutmaßliche Hauptverantwortliche Ladislav Niznansky in München festgenommen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München I vom Montag erging gegen den 86-Jährigen Haftbefehl. Dem Mann mit früher slowakischer und heute deutscher Staatsbürgerschaft wird Mord in 164 Fällen zur Last gelegt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll bis zum Frühjahr Anklage erhoben werden, so dass noch in diesem Jahr der Mordprozess vor dem Münchner Schwurgericht beginnen kann. Als Kommandant einer deutschen Spezialeinheit zur Partisanenbekämpfung ("Edelweiß") soll Niznansky in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs an einem Massaker in den Orten Ostry Grun und Klak mit 146 Toten beteiligt gewesen sein. Unter diesen Mordopfern vom Jänner 1945 waren auch 70 Frauen und 51 Kinder. Die Menschen seien ohne konkreten Anlass getötet worden; es habe sich um eine reine Repressalie gehandelt, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld. Hinrichtungskommando

Niznansky soll zudem im Februar 1945 in dem slowakischen Ort Ksinna die Erschießung von 18 jüdischen Zivilisten befohlen haben. Unter den Opfern dieses Massakers waren auch acht Frauen und sechs Kinder, die sich in Erdbunkern versteckt hatten. Nach ihrer Entdeckung soll Niznansky ein Hinrichtungskommando zusammengestellt und den Erschießungsbefehl gegeben haben.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich Niznansky nach Österreich und dann nach Deutschland abgesetzt, wo er für den US-Sender "Radio Free Europe" in München arbeitete und 1996 die deutsche Staatsbürgerschaft bekam. Wegen der Vorwürfe gegen ihn war er 1962 vom slowakischen Bezirksgericht Banska Bystrica in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Ermittlungen abgeschlossen Die Staatsanwaltschaft München I hatte ihre Ermittlungen Anfang 2001 aufgenommen, nachdem das slowakische Justizministerium eine Anfrage zu Niznansky im Zusammenhang mit dem Urteil von 1962 gestellt hatte. Die Ermittlungen seien in enger Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden in der Tschechischen und Slowakischen Republik geführt worden. Ein Vertreter der Münchner Staatsanwaltschaft konnte in beiden Ländern Archiv- und Gerichtsunterlagen einsehen und war auch bei der Vernehmung von Zeugen mit anwesend. Die Ermittlungen seien praktisch abgeschlossen, sagte Schmidt-Sommerfeld. (APA/dpa/Reuters/AP)