Berater haben ein vitales Interesse daran, Pleiten als vermeidbar darzustellen. Genau dort liegt ja ihr gut bezahltes Geschäft. Das macht jetzt auch der internationale Consulter A. T. Kearny. So wie jahrelang schon der Kreditschutzverband von 1870 sagen diese Berater jetzt, dass zwei Drittel der heimischen Pleiten hausgemacht sind. Klar, letztlich ist das Management für alles, was schief läuft, verantwortlich.

Mehr Berater - weniger Pleiten? Fleißig und anständig sein reicht auch nicht mehr für den Geschäftserfolg. Tempo und Wettbewerbsdruck haben heute andere Dimensionen erreicht, wie beim Skifahren, wo Hundertstel-, nicht ganze Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Da haben die Berater Recht - und ihre Berechtigung.

Einseitige Dramatisierung

Eine einseitige Dramatisierung des heimischen Insolvenzgeschehens ist aber sicher falsch. Österreich hat zwar eine hohe Pleitenquote von 1,7 Prozent. Diese errechnet sich aber durch Division der Zahl aktiver Firmen durch jene der gescheiterten. Und bei uns ist die Anzahl der aktiven Firmen weit geringer als bei den EU-Geschwistern. Dazu sind noch etwa fünf Prozent der Pleiten als betrügerisch und vorsätzlich abzuziehen.

Österreich verbucht zwar ein Pleitenrekordjahr 2003, allerdings: Mit Zuwächsen von fünf Prozent muss man den heimischen Unternehmern wohl zugestehen, dass sie sich im Vergleich mit den deutschen Kollegen, deren Pleitenwelle zweistellig angeschwollen ist, sehr wacker geschlagen haben. Und das in einer hartnäckigen Konjunkturflaute, in der alle Geld- und Kreditgeber die Gürtel gestrafft haben. Sie bewegten sich in einem erstickend regulatorischen Umfeld mit seiner Vielfalt an Behörden, extrem hohen Lohnkosten und einer Menge von noch immer bestehenden Imageproblemen der Unternehmer. (DER STANDARD Printausgabe, 21.1.2004)