Es war ein Coup ganz nach dem Geschmack der Medien: Mit einem überraschend soliden Resultat in Iowa hat der schon als erledigter Fall bezeichnete Außenseiter John Kerry den Favoriten Howard Dean gleich zu Beginn des Kampfes um die demokratische Präsidentschaftskandidatur ausgebremst. Solche unvorhergesehenen Zwischenergebnisse sind das Salz in der Suppe demokratischen Wettbewerbs. Sie werden Kerry auch das bescheren, was US-Wahlkampfstrategen als "Momentum" bezeichnen: Medienaufmerksamkeit, Auftrieb in der persönlichen Motivation und viele zusätzliche Dollars in der Wahlkampfkasse.

Wie aussagekräftig das Ergebnis für die weiteren Vorwahlen ist, das steht auf einem anderen Blatt. Oft genug waren die Sieger von Iowa die Verlierer der "Primaries" insgesamt. Auch psychologisch spricht manches dagegen, dass Kerrys Sieg nur der Anfang einer Erfolgssträhne gewesen sein könnte. Der Senator aus Massachusetts hat zwar eine beeindruckende Vergangenheit als Vietnamkämpfer, die vorteilhaft gegen die leeren militärischen Personalakte von Howard Dean (und George Bush) absticht. Aber Kerry ist über die Grenzen seines Staates hinaus wenig bekannt, und maliziöse Republikaner meinen, dass er in seinem Habitus so sehr einem französischen Aristokraten ähnele, dass er - aus ihrer Sicht - den fast schon optimal chancenlosen Gegner für Bush darstellen würde. Allerdings hat Kerry mit einem tränenreichen Vietnam-Gedenkauftritt am vergangenen Samstag dieses Image sehr zu seinen Gunsten korrigiert.

Interessant ist, dass Exgouverneur Howard Dean offenbar doch nicht der Wählermagnet sein könnte, als der er vielfach von der demokratischen Basis hochgejubelt wurde. Zum Glück müssen die Wähler nicht lange auf neue Informationen warten. Der nächste aussagekräftige Wahlgang findet schon am kommenden Dienstag im Bundesstaat New Hampshire statt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.1.2004)