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Nebenbei auch Austria-Chef und Bundesliga-Präsident Frank Stronach

Foto: REUTERS/Robert Zolles
Wien/Aurora - Ein "Generationswechsel" der anderen Art ist beim austro-kanadischen Autoteilehersteller Magna International vollzogen worden. Konzerngründer Frank Stronach (71) lenkt seit heute, Dienstag, als interimistischer "Nachfolger" seiner Tochter Belinda (37) wieder den siebentgrößten Autozulieferkonzern der Welt mit Sitz in Aurora (Kanada) wieder selber. Belinda Stronach - eine der mächtigsten Managerinnen der Welt - hat vor, in ihrem Heimatland Kanada in die Politik zu gehen.

Der Firmenpatriarch hatte freilich auch in den vergangenen drei Jahren die Zügel seines Autokonzerns fest im Griff. Das Tagesgeschäft führte zwar seit Februar 2001 Tochter Belinda - zusammen mit dem früheren Magna Steyr-Chef, dem Österreicher Siegfried Wolf und Fred Gingl, der wie Stronach ebenfalls aus Weiz stammt. Bei Entscheidungen von größerer Tragweite galt und gilt das Wort von Vater Frank.

Stronach hatte bereits Anfang Jänner seine Bereitschaft zur Rückkehr an die Konzernspitze bekundet. Die Frage der renommierten kanadischen Tageszeitung "Globe and Mail" beantwortete der 71-jährige Gründer des Magna-Konzerns mit einer Gegenfrage: "Würde ich für eine Übergangszeit von einem halben oder einem Jahr wieder den Vorsitz im Unternehmen übernehmen? Das ist bis zur Installierung eines neuen Chefs möglich. Das Unternehmen wird als Partnerschaft geführt. Belinda wurde schon bisher hervorragend von ihren Stellvertretern Siegfried Wolf und Fred Gingl unterstützt."

Und Frank Stronach hat seine Tochter ausdrücklich zur Kandidatur für die Konservative Partei Kanadas ermutigt: "Ich habe Belinda gesagt: Es ist eine Ehre, deinem Land zu dienen", wird Stronach von "Globe and Mail" zitiert.

Wie viel Zeit sich Magna International lässt, um einen endgültigen Nachfolger für Belinda zu finden, war noch nicht zu erfahren.

Wie kaum ein zweiter Österreicher verkörpert Frank Stronach den "amerikanischen Traum". Als der gebürtige Steirer Franz Strohsack 1954 nach Kanada auswanderte, hatte er 200 Dollar in der Tasche - und arbeitete in den ersten Monaten nach seiner Ankunft angeblich tatsächlich als Tellerwäscher. Heute gebietet der gelernte Werkzeugmacher in seinem Magna-Konzern über weltweit 72.000 Mitarbeitern in mehr als 200 Werken in 22 Ländern, die an die 15 Mrd. US-Dollar umsetzen. Magna ist auch im Entertainment-Business aktiv, besitzt Dutzende Rennbahnen und gilt als einer der weltgrößten Anbieter von Pferdewetten. Die Magna Entertainment ist seit 2003 eine vom Autozulieferkonzern unabhängige Gruppe.

Stronach ist dafür bekannt, dass er - in der österreichischen Öffentlichkeit in seinem bekannten amerikanischen Steirisch - sagt was er denkt: "In Österreich wird zuviel Energie darauf verschwendet, Dinge zu verhindern". Dem Wirtschaftsstandort Österreich hat die "Rückkehr des Alten Herrn" bisher viel gebracht: Seit den ersten Investitionen in Stronachs steirischem Heimatort Weiz 1988 hat Magna International hier zu Lande deutlich mehr als 1 Mrd. Euro investiert.

Stronach wurde am 6. September 1932 in Kleinsemmering-Weiz geboren. Seine atemberaubende Karriere begann 1957, als er in einer Garage in Toronto seine eigene Firma ("Multimatic Investments") gründete, die Werkzeuge herstellte und bald auch an die Autoindustrie lieferte. Gut zehn Jahre später fusionierte das Unternehmen mit einer börsenotierten Firma, Magna Electronics. Es folgten zwei Jahrzehnte stürmischen Wachstums, in denen phasenweise alle zwei Monate eine neue Fabrik eröffnet wurde. Die rasche Expansion mündete 1989 in eine Existenz bedrohende Krise. Eine 100-Millionen-Dollar-Wandelanleihe rettete den Konzern damals vor der Zahlungsunfähigkeit.

Ende der Achtzigerjahre begann Stronach - zuerst in Form von kleineren Investments - in seine alte Heimat zurückzukehren. Nach den ersten Engagements in seiner Geburtsstadt Weiz und in Ebergassing errichtete Magna 1995 im niederösterreichischen Oberwaltersdorf seine Europazentrale. 1998 kaufte Magna von der Creditanstalt die Steyr-Daimler-Puch-Gruppe mit ihrem großen Fahrzeugtechnik-Werk in Graz (früher: SFT) und baute sie in den Konzern ein. Vor zwei Jahren schließlich übernahm Magna von DaimlerChrysler das Eurostar-Werk, an dem der Konzern bis 1998 bereits einen Minderheitsanteil gehalten hatte.

Seit seiner Rückkehr nach Österreich Mitte der Neunzigerjahre ist Frank Stronach nicht nur durch Großinvestitionen in die heimische Autozulieferindustrie, sondern auch durch sein Engagement für den Fußball, aber auch wegen umstrittener Großprojekte und letztlich durch sein wiederholtes Interesse an Zukäufen aus dem ÖIAG-Bereich (vergeblich zuletzt am Kauf der voestalpine) in den Brennpunkt des medialen Interesses gerückt. (APA)