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Foto: APA/Magna
Toronto/Washington - Belinda Stronach ist schon bisher keine Unbekannte, nicht nur in ihrer Heimat Kanada. Die 37-jährige stand seit 2001 als CEO an der Spitze des Magna-Konzerns und zählt zu den reichsten und mächtigsten Frauen Kanadas. Nun will sie auch in die kanadische Politik einsteigen - und zwar gleich ganz oben an der Spitze. Belinda Stronach will die neu vereinten Konservativen anführen und die regierenden Liberalen bei den nächsten Wahlen herausfordern. Ihren Posten als Chefin des weltweit tätigen Autoteilerzeugers hat sie bereits zurückgelegt.

Vermittler-Rolle

Bereits im Herbst hatte Belinda Stronach bei der Fusion der lange getrennt agierenden konservativen Gruppierungen, der Kanadischen Allianz und der Fortschrittlichen Konservativen, eine Vermittler-Rolle gespielt, allerdings hielt sie sich damals im Hintergrund. Gerüchte über eigene politische Ambitionen ließ sie dezent dementieren. Nun meldet sie jedoch selber ihre Ansprüche an. Am Parteitag am 20. März in Ottawa müssen die vereinten kanadischen Konservativen über die neue Parteiführung entscheiden. Bisher haben sich Stephen Harper, ehemaliger Parteichef der Kanadischen Allianz, und Tony Clement, ehemaliger Gesundheitsminister in Ontario, um die Parteiführung beworben.

Kein französisch?

Belinda Stronach will nun den Schritt aus dem Vorstandsbüro auf die politische Bühne machen - und sieht sich bereits zweifelnden Beobachtern gegenüber. Negativ könnte sich für Belinda auswirken dass sie angeblich kein Französisch spricht, neben Englisch immerhin zweite Landessprache in Kanada. Auch regen sich in den kanadischen Medien bereits Zweifel, ob die allzu enge Verbindung von Wirtschaft und Politik, die Frank Stronach in den Gremien von Magna seit Jahren erfolgreich praktiziert, für die kanadischen Konservativen wirklich die Lösung sein könnte. Und auch ihr Ruf als "Daddys Little Girl" könnte der aufstrebenden Managerin in der politischen Auseinandersetzung schaden.

Auszeichnungen

Einerseits kann Belinda Stronach auf eine ansehliche Liste von Auszeichnungen hinweisen: Im Jahr 2001 wurde sie von der kanadischen Tageszeitung "National Post" als mächtigste Businesswoman in Kanada gekürt. Das Weltwirtschaftsforum zählte sie zu den "Global Leaders von morgen", im Jahr 2002 kam sie in der Rangliste des Fortune-Magazins der mächtigsten Frauen in der Wirtschaft auf den zweiten Platz.

"Daddys kleines Mädchen

Andererseits wird sie von vielen als "Daddys kleines Mädchen" gesehen, das sich aus dem Schatten des mächtigen Vaters nicht lösen kann und auch nicht will: "Ihren Job hat sie von Daddy, ihr Geld hat sie von Daddys Unternehmen, ihr Haus ist nur einen Steinwurf von Daddys Haus am Anwesen beim Unternehmen entfernt, ihr erster Ehemann war Manager bei Daddy....." " Belinda Stronach lebt und arbeitet in einer Welt, die von Frank Stronach geschaffen wurde, heißt es in einem Kommentar der kanadischen Zeitung "Globe and Mail".

Ein Ausflug ihres Vaters Frank Stronach in die Politik, allerdings auf Seite der Liberalen, war vor Jahren gescheitert. Doch Stronach blieb der Politik "nahe": Er berief ehemalige Politiker in die Gremien von Magna - neben zahlreichen Kanadiern, Liberale und Konservative, auch Österreicher wie den ehemaligen SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky, den gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Rudolf Streicher und den ehemaligen Schweizer Präsident Flavio Cotti.

Politischer Neuling

Belinda Stronach selber ist zwar in der Politik ein Neuling, aber in den Vorstandssitzungen von Magna International und den Tochtergesellschaften konnte sie sich regelmäßig Ratschläge von früheren kanadischen Premierministern sowie ehemaligen europäischen Regierungschefs holen.

Im Privatleben erlitt Belinda Stronach bereits zwei Mal Schiffbruch. Die erste Ehe mit einem Magna-Manager und die zweite Ehe mit dem norwegischen Eisschnellläufer Johann Olav Koss wurden geschieden. Die Mutter zweier Kinder heizte kurz die Spekulationen am Boulevard an, als sie sich mehrmals mit dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton zeigte. Die beiden seien lediglich freundschaftlich verbunden, wurde daraufhin betont. Die blonde Belinda erinnere Bill wohl an die junge Hillary, ätzte ein Journalist. Zumindest bei den politischen Ambitionen der beiden Frauen ergeben sich nun Parallelen. (APA)