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Vision Kern-Europa

Grafik: APA
Linz - Eine Mehrheit der Österreicher befürchtet nach dem Scheitern des EU-Gipfels in der Verfassungsfrage zwar nicht ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union, aber eine Spaltung in ein Kerneuropa und in eine Restgruppe, zu der man allerdings keinesfalls zählen möchte. Das ergab eine am Mittwoch - rund fünf Monate vor der Wahl zum Europaparlament - veröffentlichte Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes IMAS. "Die Parteien werden es angesichts dieses Meinungsklimas nicht leicht haben, die Begeisterung für die europäische Einigungsidee neu zu entfachen und die Wähler am 13. Juni an die Urnen zu locken", kommentieren die Meinungsforscher die Ergebnisse.

43% erwarten zukünftig zwei Gruppen in Europa

IMAS befragte zwischen Mitte Dezember und Mitte Jänner 1.000 repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ausgewählte Personen nach ihrer Einschätzung der Entwicklung in der Europäischen Union. Demnach erwarten 43 Prozent, dass es in der EU künftig zwei Gruppen geben werde: Auf der einen Seite ein so genanntes Kerneuropa mit Frankreich, Deutschland und einigen anderen westeuropäischen Staaten und auf der anderen Seite Spanien, Polen und einige kleinere Mitgliedsländer. Nur 24 Prozent halten so eine Spaltung für unwahrscheinlich.

Österreich sollte sich an "Kerneuropa" anlehnen

Österreich sollte sich nach Ansicht von ebenfalls 43 Prozent im Fall einer Spaltung an das "Kerneuropa" anlehnen. 31 Prozent treten dafür ein, sich weder an die eine noch an die andere Gruppe zu binden. Mit Polen, Spanien und den neuen Mitgliedsstaaten wollen lediglich vier Prozent gehen.

Dass die EU wieder auseinander bricht und es zu schweren Spannungen bis hin zu militärischen Konflikten zwischen den bisherigen Partnerländern kommt, glauben nur 14 Prozent, 49 Prozent halten so eine Extremsituation für realitätsfremd.

EU sollte sich auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit beschränken

Mit 44 Prozent vertreten die Österreicher mehrheitlich die Auffassung, die EU sollte sich auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit beschränken. Ein politischer Zusammenschluss mit gemeinsamer Außen- und Verteidigungspolitik und vielen einheitlichen Bestimmungen sei nicht gut. Nur 33 Prozent der Bevölkerung sind gegenteiliger Ansicht.

Für die Stimmungslage der Bevölkerung ist aus der Sicht der Meinungsforscher kennzeichnend, dass 56 Prozent überzeugt sind, die großen Länder wie Frankreich, Deutschland und England würden bestimmen, was in der EU geschieht und die kleinen hätten wenig zu sagen. 53 Prozent erwarten, dass der Wohlstand innerhalb der EU auf lange Zeit hinaus unterschiedlich groß sein werde. 41 Prozent glauben, dass die Europäer zu unterschiedlich seien, um wirklich zusammenwachsen zu können. 38 Prozent bezeichnen es als Fehler, dass die osteuropäischen Länder aufgenommen wurden.

Nur 24 Prozent sind der Ansicht, dass die EU trotz aller Anfangsschwierigkeiten ihren Mitgliedsstaaten letztlich mehr Vorteile als Nachteile bringen werde, weitere 23 Prozent, dass sich die Mitglieder schon in wenigen Monaten über eine neue Verfassung geeinigt haben werden. Lediglich 15 Prozent halten es für denkbar, dass die Europäische Union den USA den Rang ablaufen werde. 43 Prozent schließen diese Möglichkeit mit Bestimmtheit aus. (APA)