Scharfmachung der Waffen
In einem bislang unveröffentlichten Interview habe Kelly gesagt, von den vor Beginn des Irak-Kriegs Anfang 2003 in dem Land vermuteten Massenvernichtungswaffen gehe eine unmittelbare Gefahr aus, berichtete der britische Sender am Mittwoch auf seiner Internet-Seite. Allerdings habe Kelly auch erklärt, die Waffen könnten nur innerhalb von Tagen oder gar Wochen einsatzbereit gemacht werden. Großbritanniens Premierminister Tony Blair hatte dagegen gewarnt, Saddams Waffen seien in nur 45 Minuten einsatzfähig.
Untersuchungsbericht
Kelly beging im vergangenen Juli in einem Wäldchen nahe seines Hauses Selbstmord, indem er sich die Pulsadern aufschnitt. Kurz vor seinem Tod war er öffentlich als Quelle eines kritischen BBC-Berichts zum Irak-Krieg genannt worden, der die Regierung Blair in Bedrängnis brachte. In dem Bericht war Blairs Begründung für den Kriegseinsatz an der Seite der USA - die angebliche Existenz bis heute nicht aufgefundener Massenvernichtungswaffen im Irak - als bewusste und politisch motivierte Übertreibung dargestellt worden. In einer Woche will Lordrichter Hutton einen Untersuchungsbericht zu Kellys Tod vorlegen, dessen Inhalt auch über Blairs politische Zukunft entscheiden könnte.
"Akute Bedrohung"
Die BBC wollte das nach ihren Angaben im Oktober 2002 aufgezeichnete Kelly-Interview am Mittwochabend ausstrahlen. Dem im Internet veröffentlichen Vorabbericht zufolge bezeichnete der Wissenschaftler Saddam in dem Gespräch als eine "akute Bedrohung". Zu den vermuteten Massenvernichtungswaffen habe Kelly erklärt: "Auch wenn sie nicht heute (die Gefechtsköpfe) gefüllt und einsatzbereit haben, so existieren Ressourcen, die innerhalb von Tagen oder Wochen gefüllt und einsatzfähig gemacht werden können."
Blair: "Absolut kein Zweifel" an Waffen im Irak - Suche nach Massenvernichtungswaffen geht weiter
Der britische Premierminister Tony Blair ist weiterhin von der Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak überzeugt. In der Fragestunde des Unterhauses versicherte Blair am Mittwoch, die Suche nach Massenvernichtungswaffen gehe weiter. "Es gibt keinen Zweifel, dass es all diese Waffen gab. Absolut keinen Zweifel", sagte er.