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Mitte 2003 stellte Reinhold Messner in München sein neues Buch vor - "Die weisse Einsamkeit - mein langer Weg zum Nanga Parbat". Das Buch schildert auch die Ereignisse, die seinem Bruder das Leben gekostet hatten. Messner hatte immer seine Unschuld am Tod seines Bruders beteuert.

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1993 musste Reinhold Messner die Besteigung des Nanga Parbat im Himalaya zum dritten Mal abbrechen.

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Bozen - Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner ist auf der Suche nach seinem 1970 am Nanga Parbat verschollenen Bruder Günther auf dessen sterbliche Überreste gestoßen. Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA, die Hamburger "Bild-Zeitung" und die Bozner "Tageszeitung" am Wochenende berichteten, fanden Messners Bergkameraden Hans-Peter Eisendle und Wolfgang Thamaseth bereits bei einer Expedition im Jahr 2000 zufällig einen Knochen sowie Stoffreste. Erst jetzt wurde aber gerichtsmedizinisch nachgewiesen, dass es sich "mit größter Wahrscheinlichkeit" um ein Wadenbein von Günther Messner handelt. Reinhold Messner sieht darin den Beweis für seine Unschuld am Tod seines Bruders. Erst kürzlich Analyse beauftragt

Nachdem Messner dem Fund drei Jahre lang keine Bedeutung zugemessen hatte, habe er kürzlich die Universität Innsbruck (Univ.-Prof. Dr. Richard Scheithauer, Institut für Gerichtliche Medizin) mit der Analyse beauftragt. Die Resultate seien praktisch eindeutig.

Eislawine riss seinen Bruder in die Tiefe

1970 hatten Günther und sein um ein Jahr älterer Bruder Reinhold den 8.125 Meter hohen Gipfel bestiegen. Beim Abstieg wurde Günther - so Reinhold Messners Darstellung - höhenkrank. Reinhold ging vor, um das unbekannte Terrain der Abstiegsroute an der Diamir-Flanke zu erkunden. Günther wurde Minuten später von einer Eislawine in die Tiefe gerissen und blieb verschollen.

Nicht in Gipfelnähe im Stich gelassen

Mit dem gerichtsmedizinischen Laborergebnis hofft Messner nun, seine Kritiker verstummen zu lassen. In den vergangenen Jahren hatten nämlich einige Expeditionsteilnehmer von 1970 spekuliert, dass der damals 24-Jährige seinen alpinistisch schwächeren und zudem erkrankten Bruder in Gipfelnähe im Stich gelassen haben könnte, um die erste Überschreitung des als äußerst schwierig und gefährlich geltenden Nanga Parbat zu machen: Aufstieg über die Rupal-Flanke, Abstieg über die Diamir-Flanke.

Wahrheit

"All dies bestätigt ganz einfach, dass ich immer die Wahrheit gesagt habe", erklärte Reinhold Messner am Samstag. Dass es erst jetzt, über drei Jahre nach dem Fund des Knochens, zu einer Laboranalyse kam, erklärt Messner so: Sein Bruder Hubert, Arzt am Bozner Krankenhaus und selbst Mitglied der Expedition 2000, habe gemeint, dass der Knochen für Günthers schmächtigen Körperbau zu groß sei. Da 1895 der Brite Albert Frederic Mummery und 1978 ein pakistanischer Alpinist ebenfalls in der Diamir-Flanke ums Leben kamen, "war ich daher überzeugt davon, dass es sich nicht um Günters Knochen handelte", so Messner.

Erst als er im vergangenen Herbst die Nachricht erreichte, dass die Leiche des Pakistani an anderer Stelle fast unversehrt geborgen worden sei, habe er einer genetische Untersuchung in die Wege geleitet.

Überreste sollen im Familiengrab bestattet werden

"Es ist traurig, dass ich so viel Zeit und Geld aufwenden musste, nur um zu beweisen, dass ich meinen Bruder dort oben nicht allein gelassen habe. Jetzt will ich nur noch meinen Frieden haben", sagt der 59-Jährige. Er habe Einheimische gebeten, in der Nähe der Fundstelle nach weiteren Überresten seines Bruders zu suchen. Die Überreste seines Bruders will Messner im Familiengrab im Südtiroler Villnöss-Tal bestatten lassen. So sei Günther in gewisser Weise letztlich doch nach Hause zurückgekehrt. (APA)